Der neue Verteidigungsminister Thomas de
Maizière reagiert wie seine Vorgänger: mit Betroffenheit und dem
Bekenntnis, trotz des hohen Blutzolls den Erfolg in Afghanistan
erzwingen zu wollen. Nichts als bekannte Durchhalteparolen also?
Nein, im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich die Sicherheitslage
wirklich verbessert. In weiten Teilen des Landes sind die Taliban
zurückgedrängt worden. Es scheint, dass der Nato-Einsatz tatsächlich
kurz vor einem entscheidenden Wendepunkt steht, wie es US-Präsident
Barack Obama gestern in London formulierte. Dennoch bleibt fraglich,
ob ein massiver Truppenabzug noch in diesem Jahr eingeleitet werden
kann, wie nicht nur der Bald-Wahlkämpfer aus dem Weißen Haus hofft.
Was mühsam – und mit vielen Opfern – erkämpft worden ist, darf nicht
leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Das wäre auch den Angehörigen
des gestern gefallenen Bundeswehrsoldaten schwer zu vermitteln. De
Maizière wird ihnen aber erklären müssen, warum es ausgerechnet ihren
Liebsten treffen musste, obwohl er doch in einem Panzer unterwegs
war. Die Soldaten mit der vermeintlich besten Ausrüstung in den Krieg
zu schicken und Opfer dennoch nicht ausschließen zu können – diese
Verantwortung wiegt schwer. Zu beneiden ist der Verteidigungsminister
wahrlich nicht um seinen Job. Noch viel weniger sind es die Soldaten.
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