Es sollte einer der ganz großen Würfe der
Bundesrepublik in Sachen Kunst und Aufklärung werden. Seit Wochen
rührt das Außenministerium in Deutschland die Werbetrommel für die
Ausstellung „Kunst der Aufklärung“, die im fernen Peking kürzlich
eröffnet wurde. Über Menschenrechte wolle man mit den Chinesen ins
Gespräch kommen, tönte der deutsche Botschafter in Fernost. Die Kunst
solle Wegbereiter sein. So eine Art „Trojanisches Pferd“ für
demokratische Ideen. Dumm nur, dass sich in China niemand für dieses
Pferd interessiert. Für Deutschland sind die rund 580 ausgeliehenen
Werke eine Mammutschau. Für China sind sie Peanuts. Das Land mit
seinen 1,3 Milliarden Einwohnern hat genug an seiner eigenen 5000
Jahre dauernden Kulturgeschichte zu knabbern. Auf 193
Quadratkilometern wird im Nationalmuseum chinesische Kunst und
Geschichte präsentiert. Auf zwei Quadratkilometern die „Kunst der
Aufklärung“. Diese Größenverhältnisse sind nicht zufällig. Sie zeigen
Chinas – durchaus berechtigte – Sicht auf die Welt. Die deutsche
Seite verabschiedet sich Stück für Stück von ihren Idealen. Noch im
Vorfeld der Schau wurden unliebsame Kritiker auf Pekings Wunsch hin
ausgeladen. Macher und Politiker schwiegen und leisteten brav Folge.
Kurz nach der Eröffnung wurde der Künstler und politische Aktivist
Ai Weiwei auf unabsehbare Zeit in irgendeine düstere Gefängniszelle
verfrachtet. Aufklärung im doppelten Sinne des Wortes? Fehlanzeige.
Stattdessen ging man so schnell wie möglich zur Tagesordnung über.
Die Werte der Aufklärung sucht man in Peking vergeblich.
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