FT: Kommentar zu Libyen/Nato

Wenn der Anlass nicht so ernst wäre, könnte man
darüber lachen: Ausgerechnet beim Kriegsverweigerer Guido Westerwelle
streiten die Außenminister der Nato-Staaten über das weitere
militärische Vorgehen gegen Libyens Machthaber Gaddafi. Selten zuvor
hat sich das Bündnis so schwer getan wie mit dem Einsatz in
Nordafrika. Einig ist sich die Nato nur im Ziel: Gaddafi muss weg.
Der Weg zu diesem Ziel bleibt unklar. Auch fehlt eine politische
Strategie für die Zeit danach. Die gestern formulierten Bedingungen
für ein Ende der Luftschläge sind ein Minimalkonsens – und dürften
Gaddafi wenig beeindrucken. So wird die Nato einen langen Atem
brauchen. Ein Rückzug, ohne den Despoten gestürzt zu haben, kommt
nicht in Frage – er hätte einen irreparablen Imageschaden zur Folge.
Bleiben am Ende doch nur Bodentruppen, um ans Ziel zu gelangen?
Zumindest werden westliche Soldaten bei einem humanitären
Hilfseinsatz ihre Füße auf libyschen Wüstensand setzen müssen – mit
der Gefahr, zu Kombattanten in dem Bürgerkrieg zu werden. Es ist eine
weitere Ironie dieses Konflikts, dass sich ausgerechnet Westerwelle
für ein humanitäres Engagement stark macht.

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