FT: Kommentar zu Studie: Deutsche im Job immer unzufriedener

Seit 1984 geht es mit der Stimmung in
Deutschlands Büros und Werkhallen bergab. Sicherlich, im Vergleich
haben die Deutschen viel Urlaub, im Vergleich verdienen sie im
Schnitt auch gut. Aber dafür fallen in kaum einem anderen
europäischen Land die Lohnsteigerungen so gering aus wie hier.
Während es woanders in den vergangenen Jahren Zuschläge gab, haben
deutsche Arbeitnehmer bei den Reallöhnen mitunter sogar verloren.
Die einstige Bindung an einen bestimmten Arbeitgeber ist ohnehin
längst dahin. Kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse bestimmen den
Arbeitsmarkt. Die drohende Arbeitslosigkeit sitzt vielen im Nacken.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde zwar in der
Vergangenheit oft zitiert, passiert ist aber herzlich wenig. Politik
und Wirtschaft hatten in der Vergangenheit immer nur die
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Blick. Der Faktor Mensch wurde
dabei offenkundig oftmals ausgeklammert – oder auf später vertagt.
Doch wenn in den Büros und Werkhallen des Landes nur noch frustrierte
Menschen sitzen, sollte dies der Wirtschaft größere Sorgen bereiten
als alle Lohnkosten, denn da ist Gefahr im Verzug. Deutschland ist
nicht die Werkbank der Welt, sondern lebt von Leistung und
Innovationskraft. Beides ist bei solch mieser Stimmung aber nicht zu
erwarten.

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