FT: Kommentar zuÄrzteprotest

Selbst Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe
distanziert sich von den Streiks und Protestaktionen der Hausärzte,
die nach eigenem Bekunden „ein Zeichen setzen“ sollen. Dabei ist die
Unzufriedenheit einer der bestverdienenden Akademikergruppen in
Deutschland ein Zeichen von Maßlosigkeit. Zwar sind Statistiken über
durchschnittliche Arzteinkommen trügerisch. So verdienen Radiologen
in Großstädten beispielsweise das Vielfache von Landarztpraxen.
Aber alle Fachrichtungen profitierten sogar im Jahr der Finanzkrise
2009 von Einkommenszuwächsen, die weit über den Lohn- und
Gehaltserhöhungen für die übrige Bevölkerung lagen. Aus blinder
Gewinnsucht riskieren die Streikenden, ein Kapital zu verspielen, das
sie noch dringend brauchen werden: das Vertrauen ihrer Patienten. Um
den möglichen Hausärztemangel zu verhindern, muss es innerhalb der
Ärzteschaft zu einer gerechteren Verteilung jener Rekordsumme von
30,8 Milliarden Euro kommen, die der ambulanten Arztversorgung zur
Verfügung steht. Für die Aufteilung des Milliardenkuchens ist vor
allem die Selbstverwaltung der Ärzteschaft zuständig. Es ist eine
Schande, dass fast alle Ärztefunktionäre die unbestreitbaren
Zukunftsprobleme der hausärztlichen Versorgung auf Politik und
Beitragszahler abschieben wollen.

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Flensburger Tageblatt
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