FT: Kommentar zum IWF

Nur ein Europäer an der Spitze des IWF kann die
Aufgabe mit Aussicht auf Erfolg fortsetzen, die im vitalen deutschen
Interesse ist: durch angemessene Reformbeiträge der Krisenländer den
Zusammenhalt des Euro-Raums so billig wie möglich zu machen. Die
Gefahr, dass ein Nicht-Europäer auf dem IWF-Chefsessel daran
scheitert, ist groß. Ein auswärtiger Kandidat könnte zwar auf
Spezialistenteams im IWF zurückgreifen, die exzellente
Europakenntnisse haben – aber Vertrauen lässt sich nicht durch das
Schnellstudium von Akten gewinnen. Man kann sich vorstellen, dass
ein chinesischer IWF-Chef in Lissabon einen schweren Stand hätte,
wenn er Kredite an Portugal mit harten Reformauflagen verknüpft. Wäre
die europäische Lösung ein fatales Signal an die Aufsteiger- und
Schwellenländer? Nein, Europa würde ganz legitim seine Machtkarte
ziehen. Schließlich ist man mit einem Anteil von über 20 Prozent der
weitaus größere Finanzier verglichen mit China oder Brasilien.
Allerdings spricht nichts dagegen, Vertreter dieser Länder geschickt
in die Riege mehrerer Stellvertreter zu hieven, um ein Signal zu
setzen.

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