Man mag der CSU bei ihren Forderungen nach
Schnellverfahren für Asylbewerber Populismus unterstellen oder nicht:
Wenn sich die Politik nun ernsthaft Gedanken über die Behandlung von
Flüchtlingen macht, dann hat der ganze Rummel um die
Pegida-Demonstranten etwas Gutes. Denn die Asylpolitik, die die CSU
nun in Teilen ändern will, lässt sich trotz aller Korrekturen in den
vergangenen Monaten und Jahren nur mit einem Wort charakterisieren:
menschenunwürdig. Dabei sind die oft quälend langen Verfahren von
über einem Jahr, die die Christsozialen gerne verkürzen wollen, bei
weitem nicht das einzige Problem, bei dem Handlungsbedarf besteht.
Kaum denkbar, dass Migranten diese Vorstellung von der freien Welt
haben: Arbeiten dürfen Asylbewerber in Deutschland in den ersten
Monaten gar nicht, und dann auch nur, wenn kein deutscher oder
europäischer Bewerber infrage kommt. Wie kann man Menschen härter
bestrafen, als ihnen das Recht auf Selbstverwirklichung, ja auf
Lebensinhalt zu nehmen? Die Folgen davon sind nicht wegzudiskutieren,
auch die finanziellen: Je länger ein Flüchtling nicht selbst für
seinen Lebensunterhalt aufkommen darf, desto länger muss es der Staat
tun, besser gesagt: wir alle, die Steuerzahler.
Ähnlich integrationshemmend wirkt eine ganze Reihe von Regeln: Wer
hier ankommt, ist in den meisten Bundesländern dazu verdammt, bis zum
Ende des Asylverfahrens in Massenunterkünften zu wohnen – selbst wenn
er hier Verwandte hat oder Freunde findet. Deutschkurse bekommen
gewöhnlich nur die bezahlt, die als Flüchtlinge anerkannt wurden.
Sich frei bewegen und in ein anderes Bundesland rreisen – auch das
ist zunächst nicht möglich. Und wer dann nach Monaten des Wartens
kein Bleiberecht erhält, bleibt in vielen Fällen trotzdem hier – ohne
dass etwas geschieht.
Dass es auch anders geht, zeigen unsere Nachbarn. In den
Niederlanden wird in der Regel innerhalb von acht Tagen entschieden,
ob ein Asylbewerber anerkannt wird oder nicht. Auch die Schweiz hat
die Fristen deutlich verkürzt. Die CSU muss sich nun an ihren Taten
messen lassen: Wenn es ihr nur um schnellere Abschiebungen geht, um
der Pegida-Bewegung Wind aus den Segeln zu nehmen, wäre das billig.
Ein Gesamtkonzept für eine neue Flüchtlingspolitik muss her. Damit
wäre den Asylbewerbern geholfen – und dem Land. / Bernd Loskant
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