Man hat keinen Erfolg, aber wenigstens „guten
Willen“ gezeigt. Was im täglichen Leben als Vorwand für Unvermögen
herhalten muss, kann auch für den G-20-Gipfel in Seoul gelten. In
Zeiten, in denen Handeln geboten wäre, freuen sich die mächtigsten
Damen und Herren der Welt schon über gute Absichten. Das irritiert
etwas. Denn nur in einem Punkt wurde in Seoul ein echter Fortschritt
erzielt: Die Regierungschefs billigen Basel III. Die Banken liegen
nun an der Kette. Zocken mit Vollkasko ist passé. Das ist gut so.
Alles andere wäre aber auch eine Überraschung gewesen. Die beiden
anderen drängenden Themen, der Streit um Wechselkurse sowie
Ungleichgewichte bei Waren- und Kapitalströmen wurden mehr oder
weniger vertagt. Und die als historisch bezeichnete Reform des
Internationalen Währungsfonds? Schwellenländern wie China oder Indien
mehr Einfluss zu geben, ist doch in Wirklichkeit nur eine Anpassung
des IWF an die tatsächlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten. Zu steil
war der Aufstieg der jungen Wilden, um ihn zu ignorieren. Zu tief der
Fall mancher Etablierten, um ohne Konsequenzen zu bleiben. Doch
Reform wie Stagnation zeigen vor allem eines: Die Rollen auf der
Weltbühne werden gerade neu verteilt. Da agiert man lieber
vorsichtig. Vor allem China sonnt sich im Glanz seines
Wirtschaftsbooms – von dem man sich aber nicht allzu sehr blenden
lassen sollte. Denn er fußt auf gänzlich anderen Voraussetzungen als
westliches Wirtschaften. Chinas Präsident könne sogar „Flüsse
umlenken“, ohne dass sich nervige Bürokraten und Gerichte
einmischten, urteilte das US-Magazin „Forbes“ jüngst. Da hat es
natürlich Recht. Hu Jintao aber deshalb zur neuen Nummer eins der
Welt zu küren, ist unfair. Denn während sich unsere Wirtschaft nicht
nur mit „nervigen Bürokraten“, sondern bisweilen auch noch mit
Juchtenkäfern befasst, nimmt Chinas Führung auf niemanden Rücksicht,
am wenigsten auf das eigene Volk. Spätestens am 10. Dezember wird
Peking seinem oberflächlichen Glanz wieder einen Kratzer mehr
verpasst haben, wenn die Nobelpreise verliehen werden – und einer der
Preisträger fehlt. In seinem Spagat zwischen den USA und China tut
Deutschland gut daran, nicht zu vergessen, wer Freund und wer nur
Handelspartner ist. Die USA mögen angeschlagen sein. Auch mag es
Differenzen geben. Sie fallen zu lassen, verbietet sich aber von
selbst. Zu viel hat Deutschland den Vereinigten Staaten zu verdanken.
Es wäre nun vielleicht an der Zeit, sich dankbar zu erweisen.
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