
Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung, wertet die Ergebnisse als Bestätigung seiner
politischen Schwerpunktsetzung auf wirtschaftliche Zusammenarbeit:
„Der Marshallplan schafft die Grundlagen für mehr Investitionen in
Afrika. Und mit dem Entwicklungsinvestitionsfonds machen wir
besonders dem Mittelstand ein konkretes Angebot: Wir unterstützen
Unternehmen beim Sprung in Afrikas Märkte.“
Die Mehrheit der in Afrika engagierten Unternehmen sieht eine
wachsende Bedeutung von Afrika als Investitions- und Absatzmarkt in
der Zukunft. Die Unternehmen schreiben Ländern mit dynamischer
Entwicklung die größten Investitionspotentiale zu und betrachten
dabei die Chancen für ihre eigene Branche durchweg positiver als die
Wirtschaft insgesamt. Die Hauptrisiken für Investitionen in Afrika
sind aus Sicht der deutschen Wirtschaft und Politik Korruption,
politische Instabilität und Rechtsunsicherheit. Das bisherige
politische Engagement zur Unterstützung und Förderung von privaten
Investitionen in Afrika bewerten Unternehmen grundsätzlich positiv
und wünschen sich noch mehr flankierende Maßnahmen. Sie sprechen sich
für eine Ausweitung der politischen Aktivitäten zur Stärkung der
internationalen Wettbewerbsfähigkeit Europas auf dem Kontinent aus.
Dies sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen
Elitebefragung im Auftrag der Global Perspectives Initiative (GPI).
Die Führungskräftebefragung führte das Institut für Demoskopie
Allensbach (IfD) durch. Sie wurde durch qualitative Tiefeninterviews
ergänzt.
REAKTIONEN AUF DIE ERGEBNISSE DER STUDIE
Martin Jäger, Staatssekretär im Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
„Die Ergebnisse der Studie stimmen optimistisch. Sie zeigen aber
auch, dass die Bundesregierung stärker gefragt ist, bei Beratung,
finanzieller Unterstützung und Absicherung von Risiken. Hier hat das
BMZ auf Unternehmen angepasste Initiativen und neue Instrumente
aufgesetzt. Die Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung
entwickelt Projekte gemeinsam mit Unternehmen und AfricaConnect als
Teil des Entwicklungsinvestitionsfonds und finanziert Investitionen
mit bis zu 4 Mio. EUR.
Die Studie unterstreicht aber auch: Hauptrisiken für Investitionen
sind vor allem Korruption, politische Instabilität und
Rechtsunsicherheit. Mit der neuen Flaggschiff-Initiative Governance
unterstützt das BMZ seine Reformpartnerländer darin, gute
Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit zu stärken und die
Korruption zu bekämpfen. Hierfür stellen wir dieses Jahr zusätzlich
167,95 Mio. EUR zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der
Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen.“
Dr. Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI
„Die Märkte Afrikas werden für deutsche Unternehmen zunehmend
attraktiv. Voraussetzung für mehr Investitionen sind eine effektive
Korruptionsbekämpfung, eine verstärkte regionale
Wirtschaftsintegration sowie mehr Investitionen in Bildung und
Infrastruktur. Die Bundesregierung sollte die afrikanischen Partner
bei der Verbesserung der Rahmen-bedingungen vor Ort stärker
unterstützen.“
Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Global Perspectives
Initiative
„Afrika ist in der deutschen Wirtschaft und Politik angekommen.
Die Unternehmen sehen afrikanische Länder als Wirtschaftspartner und
erkennen auch bei hoher Risikoeinschätzung die Investitions- und
Absatzchancen. Das sind positive Nachrichten für Afrika, denn
Entwicklung braucht ökonomisches Wachstum.“
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
Politik und Wirtschaft messen der Entwicklung Afrikas große
Bedeutung bei
Die große Mehrheit in Politik und Wirtschaft glaubt, dass die
Entwicklung Afrikas für Europa von großer Bedeutung ist. 96 Prozent
der Befragten aus Politik und Wirtschaft halten es für sehr wichtig
oder wichtig, dass sich Afrika gut entwickelt. Auch im Hinblick auf
die Entwicklung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Europas ist
es aus Sicht der Unternehmen ratsam, Afrika verstärkt in den Blick zu
nehmen.
Mehrheit der Politik und Wirtschaft sieht Investitionschancen in
Afrika
Die individuelle Einschätzung der Chancen und Risiken auf Seiten
der Unternehmen ist maßgeblich für künftige
Investitionsentscheidungen. Insgesamt sprechen die befragten
Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft Investitionen in Afrika zu
gleichen Teilen Chancen und Risiken zu. Für 46 Prozent der
Führungskräfte überwiegen die Investitionschancen, für 44 Prozent die
Risiken. Die Einschätzung von Wirtschaft und Politik divergiert
jedoch: Zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Politiker sind davon
überzeugt, dass die Chancen überwiegen. Diese Ansicht teilen 39
Prozent der in Afrika investierten Unternehmen. 69 Prozent der in
Afrika engagierten Unternehmen, die überwiegend Risiken sehen, sehen
jedoch auch erhebliche Chancen auf dem Kontinent. Lediglich ein
Drittel glaubt, dass dies nicht der Fall ist. Dabei relativiert sich
die Skepsis der in Afrika engagierten Unternehmen deutlich bei der
Einschätzung der eigenen Branche. Unternehmen bewerten die
Investitionschancen für ihre Branche durchweg optimistischer als die
Wirtschaft insgesamt. 53 Prozent der investierten Unternehmen sehen
für die eigene Branche überwiegend Chancen in Afrika, nur 35 Prozent
überwiegend Risiken.
Hauptrisiken: Korruption, politische Instabilität und
Rechtsunsicherheit
Bei der Einschätzung der Hauptrisiken in Afrika gibt es einen
breiten Konsens in Wirtschaft und Politik. Dies sind aus Sicht der
Mehrheit vor allem Korruption (52 Prozent) und politische
Instabilität (50 Prozent), wobei die Wirtschaft der Korruption noch
größere Bedeutung beimisst als der mangelnden Stabilität. Die
befragten Politiker messen dagegen der politischen Instabilität (54
Prozent) tendenziell noch größere Bedeutung bei als dem Phänomen
Korruption (45 Prozent).
Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für
Demoskopie Allensbach, ergänzt: „Politik und Wirtschaft sind sich
einig bei den Hauptrisiken in Afrika. In den Tiefeninterviews zogen
Unternehmen für ihr Geschäftsfeld jedoch die Bilanz, dass sie heute
mit weniger Korruption konfrontiert sind als früher. Mangelnde
Infrastruktur (8 Prozent) und Fachkräftemangel (7 Prozent) werden als
geringe Risiken eingestuft.
Länder mit dynamischer Entwicklung haben größte
Entwicklungschancen
Afrikas Entwicklungschancen lassen sich nach Ansicht der befragten
Unternehmen nicht pauschal bewerten. In der quantitativen Befragung
setzte die große Mehrheit, 77 Prozent der befragten Politiker und 58
Prozent der befragten Wirtschaftsvertreter mit Aktivitäten in Afrika,
auf Länder, die in den letzten Jahren einen dynamischen
wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnet haben. Dazu zählen Länder wie
Ghana, Senegal oder Äthiopien. Erwähnt wurden weitere Länder, die im
Zuge des Compact with Africa-Programmes identifiziert wurden, sowie
die Maghreb-Staaten. Die größten Entwicklungschancen verorten 46
Prozent der in Afrika investierten Wirtschaftsvertreter in
etablierten starken Volkswirtschaften wie Nigeria aber auch
Südafrika.
Bedeutung von Afrika als Absatzmarkt in der Zukunft wächst
Die große Mehrheit (65 Prozent) der in Afrika engagierten
Unternehmen geht davon aus, dass der Kontinent als Absatzmarkt weiter
an Bedeutung gewinnen wird. Derzeit ist Afrika für 14 Prozent der
Unternehmen als Absatzmarkt bereits sehr wichtig oder wichtig.
Kurzfristig ist eine Ausweitung des Afrika-Engagements in erster
Linie von jenen Unternehmen zu erwarten, die in Afrika bereits aktiv
sind.
Unternehmen begrüßen politische Unterstützung für Investitionen in
Afrika
90 Prozent der Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik
befürworten das staatliche Engagement zur Unterstützung und Förderung
von privaten Investitionen in Afrika. Die in Afrika engagierten
Unternehmen sind überzeugt, dass staatliche Instrumente Investitionen
in Afrika erleichtern können. Das bisherige politische Engagement und
insbesondere die materielle Absicherung von Risiken wird als
hilfreich empfunden. 87 Prozent der Wirtschaft bewerten die
Aktivitäten der Politik grundsätzlich positiv. Gleichzeitig wünschen
sie sich eine höhere Wirkung der Maßnahmen. Zwei Drittel (73 Prozent)
resümiert, dass sie insgesamt erst schwache Impulse zeigen.
Verfügbarkeit von Informationen und differenziertes Narrativ über
Afrika bleiben wichtig
Eine gute Informationsbasis wird von den Teilnehmern der
qualitativen Befragung als sehr wichtig erachtet. Die bestehenden
Unterstützungsangebote zu Investitionen in Afrika werden überwiegend
positiv bewertet. Gleichzeitig wiesen mehrere Gesprächspartner darauf
hin, dass auch die eigene Beobachtung und Information vor Ort eine
unverzichtbare Informationsquelle ist, wie auch der Austausch mit
anderen Unternehmen, die im jeweiligen Land engagiert sind. Besondere
Bedeutung bei der Aufklärung und Bereitstellung von Informationen
wird auch dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft zugeschrieben.
In den Tiefeninterviews bemängelten die Befragten, dass kritische
Entwicklungen in einzelnen Ländern unzulässig verallgemeinert würden,
so dass Afrika insgesamt als Gefahrenzone wahrgenommen wird. Sie
machen deutlich, dass es wichtig bleibt, die Heterogenität Afrikas zu
verstehen und ein differenzierteres Bild des Kontinents zu fördern.
Die gesamte Studie, die Zusammenfassung sowie korrespondierende
Grafiken stehen hier zum Download bereit:
http://bit.ly/Wirtschaft-Afrika
Über die Global Perspectives Initiative (GPI)
Die Global Perspectives Initiative ist eine gemeinnützige
Organisation, die 2016 in Berlin gegründet wurde. Die Initiative hat
sich zum Ziel gesetzt, den Diskurs über eine nachhaltige, ausgewogene
und gerechte globale Entwicklung zu fördern und damit auch den
Beitrag Deutschlands zur Erfüllung der 2015 von den Vereinten
Nationen verabschiedeten Ziele nachhaltiger Entwicklung zu
unterstützen. Dafür führt sie in unterschiedlichen
Diskussionsformaten regelmäßig Meinungsführer aus Politik,
Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft zusammen, um zentrale Themen
der globalen Entwicklung zu erörtern und zum Handeln zu motivieren.
Web: https://globalperspectives.org
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