Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen 
protestiert scharf gegen die Androhung unbegrenzter Haft für 
Migranten durch die griechischen Behörden. In mindestens zwei 
Haftzentren im Norden Griechenlands hat die Polizei den internierten 
Migranten angekündigt, sie so lange einzusperren, bis sie von selbst 
wieder ausreisen. Die Migranten in den Hafteinrichtungen Fylakio im 
Bezirk Evros und Paranesti im Bezirk Drama reagierten schockiert.
   „Wir haben erst vor wenigen Tagen öffentlich darauf hingewiesen, 
dass eine systematische Inhaftierung von Migranten über einen langen 
Zeitraum schädliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat“, sagt 
Ioanna Kotsioni, Migrations-Expertin von Ärzte ohne Grenzen in 
Griechenland. „Wir sind empört, dass die griechischen Behörden die 
Haftzeiten jetzt sogar über die bisherige Höchstdauer von 18 Monaten 
ausweiten wollen. Migranten werden monatelang unter inakzeptablen 
Bedingungen eingesperrt. Jetzt wird es noch schlimmer: Die Androhung 
unbegrenzter Haft wird sogar als Druckmittel eingesetzt.“
   In dem Bericht „Invisible Suffering“ hat Ärzte ohne Grenzen am 1. 
April auf die schwerwiegenden Auswirkungen systematischer 
Inhaftierungen auf die physische und psychische Gesundheit von 
Migranten und Asylsuchenden hingewiesen. Der Bericht basiert auf 
sechs Jahren Erfahrung in der medizinischen Hilfe in griechischen 
Hafteinrichtungen. Fallstudien zeigen wie Überbelegung, schlechte 
Hygiene- und Haftbedingungen zusammen mit langen Internierungszeiten 
zu vielfältigen Gesundheitsproblemen führen: zu Atemwegs-, 
Magen-Darm- und Haut-Erkrankungen ebenso wie zu Angstzuständen, 
Depressionen und psychosomatischen Störungen.
   Ärzte ohne Grenzen fordert von Griechenland und der Europäischen 
Union, die wahllose und überlange Inhaftierung von Migranten und 
Asylbewerbern zu beenden – insbesondere  die Inhaftierung von 
Minderjährigen, Folteropfern und chronisch Kranken. Die Organisation 
fordert darüber hinaus, die Haft in ungeeigneten Einrichtungen zu 
beenden und in ein Aufnahmesystem zu investieren, das den 
medizinischen und humanitären Bedürfnissen der Migranten gerecht 
wird.
   Ärzte ohne Grenzen leistet seit 2008 medizinische und humanitäre 
Hilfe für Migranten und Asylsuchende in Griechenland, die von den 
Behörden festgehalten werden. Für diese Einsätze werden 
ausschließlich private Spenden verwendet. 2013 und 2014 hat Ärzte 
ohne Grenzen in sechs Auffanglagern für Migranten im Norden 
Griechenlands gearbeitet und die Lage auf 27 Polizeiwachen, Stationen
der Grenzpolizei und der Küstenwache und in Abschiebezentren in ganz 
Griechenland untersucht.
Pressekontakt:
Stefan Dold, 030/700130-239, stefan.dold@berlin.msf.org
Link zum Bericht: www.aerzte-ohne-grenzen.de/griechenland-report-2014
Weitere Informationen unter:
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