Griechenlands Premier Tsipras im stern-Interview: Das alte Sparprogramm ist gestorben

Der griechische Premierminister Alexis Tsipras
hält das Spar- und Reformprogramm für sein Land für gescheitert: „Für
uns ist das alte Sparprogramm gestorben. Der Vorschlag, es um sechs
Monate zu verlängern, ist paradox. Wer solche Ideen entwickelt,
verschwendet seine Zeit“, sagte er dem Magazin stern. Das Gespräch
ist das erste Interview, das Tsipras seit seiner Amtsübernahme mit
einem ausländischen Medium geführt hat.

Darin lehnt Tsipras das Ultimatum ab, dem Verhandlungsvorschlag
der Eurogruppe bis Freitag zuzustimmen: „Für solche Ultimaten sollte
es in der EU keinen Platz geben. Niemand kann von uns verlangen, dass
wir da weitermachen, wo die Samaras-Regierung aufgehört hat.“

Tsipras fordert für sein Land „keine neuen Hilfskredite, sondern
Zeit, um unsere Reformen voranzutreiben. Deshalb brauchen wir ein
Überbrückungsprogramm. Das soll uns erlauben, über kurzfristige
Staatsanleihen frische Finanzmittel zu beschaffen.“ Die damit
einhergehenden strengen Auflagen will er nicht erfüllen: „Dann müssen
die Auflagen eben geändert werden.“

Einen Plan B, falls Griechenland doch aus dem Euro aussteige, gebe
es nicht: „Den brauchen wir nicht. Denn wir werden im Euro bleiben.
Aber wir werden dieses Ziel nicht auf Kosten der Schwachen erreichen
– so wie unsere Vorgängerregierung.“

Auch zu Deutschland äußert sich Tsipras. Angela Merkel hält er
„für eine pragmatische Frau, die für alles eintritt, was Europa
voranbringt. Ich empfand sie als überaus höflich. Nicht so streng,
wie man glaubt, wenn man sie nur aus der Presse kennt.“ Das Angebot
von Finanzminister Wolfgang Schäuble, Griechenland 500 deutsche
Steuerfahnder zu schicken, nehme er gerne an. „Er soll 5000
schicken.“

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