Die griechische Wirtschaftselite steht nicht
geschlossen hinter dem amtierenden Ministerpräsidenten Antonis
Samaras. Der Athener Hedgefonds-Manager Timos Melissaris hofft, dass
die konservative Regierung bei den Wahlen am 25. Januar abgewählt
wird und Alexis Tsipras von der Linkspartei Syriza die Führung des
Landes übernimmt.
Im neuen stern wirft Melissaris Premierminister Samaras vor,
nichts getan zu haben, um das System der Vetternwirtschaft in
Griechenland zu bekämpfen. „Unsere Regierung hat auf ganzer Linie
versagt: Steuern erhöhen, sparen auf Kosten der Kleinen und billig
Staatseigentum verschachern – mehr hat Samaras nicht geleistet.“
Der Wirtschaftsexperte bescheinigt der Linkspartei Syriza, sich in
den vergangenen zwei Jahren reformiert zu haben. „Die Partei steht
heute für eine pragmatische Finanzpolitik“, sagt Melissaris im stern.
Die Gefahr eines Euro-Austritts der Griechen hält Melissaris für
ausgeschlossen. Syriza werde auch bei einem Wahlsieg einen
Koalitionspartner brauchen. „Und da gibt es keinen, der das Risiko
eingehen würde, die Euro-Zone zu verlassen.“
Heftige Kritik übt der Hedgefonds-Manager an Kanzlerin Merkel,
wegen ihrer Äußerung, es sei „verkraftbar“, wenn Griechenland die
Drachme wieder einführt. So etwas zu sagen, sei „leichtsinnig“ und
„unanständig“. Es stünde Frau Merkel nicht zu, dem griechischen
Wähler mit Konsequenzen zu drohen, wenn er sich für Syriza
entscheidet. Außerdem würde sie den psychologischen Effekt eines
Euro-Austritts unterschätzen. „Überall in Europa gibt es eine
Anti-EU-Stimmung. Griechenland ohne Euro wäre ein fatales Signal.“
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