Großer Schlag gegen organisierte Schwarzarbeit Vier Festnahmen im Rhein-Main-Gebiet (FOTO)

Großer Schlag gegen organisierte Schwarzarbeit 
Vier Festnahmen im Rhein-Main-Gebiet (FOTO)
 

Die Sonderkommission „Rhein-Main“ des Zolls und die
Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main sind in den frühen Morgenstunden
des heutigen Tages im Rhein-Main-Gebiet und in vier weiteren
Bundesländern in einer großangelegten Durchsuchungs- und
Einsatzmaßnahme mit nahezu 1.000 Einsatzkräften von Zoll, Polizei und
Bundespolizei gegen organisierte Schwarzarbeit vorgegangen. Bei dem
unter dem Decknamen MIDAS geführten Einsatz wurde ein mutmaßlich
illegales Netzwerk von Bau- und Scheinfirmen zerschlagen und vier
mutmaßliche Haupttäter festge-nommen.

Die Maßnahmen richteten sich im Wesentlichen gegen zwei
Tätergruppierungen denen ge-werbs- und bandenmäßiger Betrug,
Hinterziehung von Sozialabgaben und Steuern sowie Schleusung in
großem Umfang vorgeworfen wird. Dabei sollen sie neben zwei Baufirmen
auch ein Geflecht von Scheinfirmen betrieben haben, um für die
eigenen Unternehmen, aber auch für Firmen Dritter mit sogenannten
Schein- und Abdeckrechnungen in Höhe von insgesamt mehr als 70
Millionen Euro Schwarzgeld zu ge-nerieren um damit eingesetzte
Schwarzarbeiter zu bezahlen. In den letzten vier Jahren sollen sie
als Nachunternehmer Bauaufträge für mehr als 50 Millionen Euro
überwiegend auf Großbaustellen in Hessen mit Schwarzarbeitern und
illegalem Personal ausgeführt und so den Sozialkassen und dem Fiskus
Sozialversicherungsbeiträge und Steuern in Millionenhöhe vorenthalten
haben.

Bei der einen Tätergruppierung handelt es sich um einen
ausgedehnten Familienclan mit serbischem Ursprung, dessen Mitglieder
Schlüsselpositionen in diesem Netzwerk von Bau-und Scheinfirmen
haben. Mit unterschiedlichen „Geschäftsmodellen“ versuchten die
mutmaßlichen Täter die Schwarzarbeit zu verschleiern und so hunderte
von ausländischen Arbeitern aus Serbien, Bosnien und Herzegowina
vermeintlich legal auf den Baustellen einzusetzen. Eine dem Clan
zuzurechnende, in Serbien ansässige Baufirma führte angeblich über
Werk-verträge in Deutschland Bauaufträge aus und entsandte so
Arbeitskräfte. Es besteht der Verdacht, dass die
Beschäftigungsverhältnisse dort nur vorgetäuscht waren und die
Arbeiter illegal in Deutschland beschäftigt wurden. Darüber hinaus
vergaben die beiden Frankfurter Baufirmen des Clans vermeintliche
Praktika an vermeintliche Studenten, die so auf dem Bau arbeiten
konnten. Hier besteht der Verdacht, dass es sich nur um ein Konstrukt
handelt, um Aufenthaltstitel zu erschleichen und bei Kontrollen alles
legal erscheinen zu lassen.

Weiterhin bediente sich der Clan einer kriminellen Bande von
Vermittlern (2. Tätergruppierung) die überwiegend aus Serbien
stammende Arbeiter über slowenische Baufirmen mit mutmaßlich
gefälschten oder zu Unrecht ausgestellten Papieren nach Deutschland
schleuste.

Alle Arbeiter wurden in einem vom Familienclan betriebenen Hotel
in Maintal untergebracht und von dort auf die Baustellen geschickt.
Auch das Hotelpersonal war nicht ordnungsgemäß beschäftigt.

Unter Federführung der Staatsanwaltschaft Frankfurt/M.
vollstreckten die Ermittler heute in 54 Objekten
Durchsuchungsbeschlüsse, durchsuchten Wohnungen, Geschäftsräume sowie
das Hotel. Dabei wurden die Zöllner durch ein Großaufgebot von
Polizeieinheiten des Polizeipräsidiums Südosthessen und einer
Hundertschaft der Bundespolizei unterstützt. Auch einige
Steuerfahnder aus Berlin waren aufgrund eigener Ermittlungen in die
Maßnahmen eingebunden.

Gegen vier der mutmaßlichen Drahtzieher des
Schwarzarbeits-Netzwerkes lagen Haftbefehle vor, die vollstreckt
wurden. Darunter das Familienoberhaupt des Clans und Kopf der Bande,
ein 53-Jähriger mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit,
sein 29-jähriger Sohn und ein 40-jähriger Verwandter mit serbischer
Staatsangehörigkeit sowie ein 37-jähriger Serbe.

Aufgrund besonderer Gefährdungslagen und drohender
Verdunkelungsgefahr wurden zwei der Haupttäter des Familienclans in
den frühen Morgenstunden durch Spezialkräfte der Bundespolizei
festgenommen. Bei zwei weiteren Beschuldigten gab es einen Zugriff
durch die ZUZ, eine Spezialeinheit des Zollkriminalamtes.

Darüber hinaus wurden acht weitere dem Täterkreis zuzuordnende
Personen erkennungs-dienstlich behandelt und etliche Zeugen, darunter
auch viele Arbeiter, vernommen. Gegen mehr als 120 Arbeiter wurden
Ermittlungen wegen des Verdachtes auf illegalen Auf-enthalt
eingeleitet.

Der Schwerpunkt der Aktion war im Rhein-Main-Gebiet. Auch in
Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen gab es
Durchsuchungen. Unter anderem bei einer Baufirma in Bremen, die das
Scheinfirmengeflecht des Clans aus Hessen nutzte um sich als
sogenannter „Rechnungskäufer“ mit Abdeckrechnungen in Millionenhöhe
zu versorgen. In dem Hotel in Maintal kam es im Zuge der Maßnahmen zu
zwei vorläufigen Festnahmen durch die Hanauer Polizei wegen des
Verdachts ausländerrechtlicher Verstöße .

„Wir haben es zunehmend mit solchen organisierten, komplexen
Strukturen der Schwarzarbeit zu tun, die für enorme Schäden für die
Sozialkassen sorgen. Das Rhein-Main-Gebiet ist hierbei ein
Brennpunkt! Die Generalzolldirektion in Bonn hat dem Rechnung
getragen und beim Hauptzollamt Gießen eine Organisationseinheit
installiert, die in Form der Sonderkommission Rhein-Main I mit
Ermittlungs-Spezialisten und enger Zusammenarbeit mit der Frankfurter
Staatsanwaltschaft gezielt gegen organisierte Formen von
Schwarzarbeit im Rhein-Main-Gebiet vorgeht und heute erstmalig
erfolgreich zugeschlagen hat“, so Michael Bender der Sprecher der
SOKO Rhein-Main. „Diese Einrichtung ist die erste und bislang
bundesweit einzige dieser Art beim Zoll“, so Bender.

Bei den heutigen Durchsuchungen stellten die Ermittler
umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter auch Computer und
Mobiltelefone, die durch Spezialkräfte des Zolls für IT-Forensik
ausgewertet werden. Darüber hinaus sicherten Fahnder der
Spezialeinheit ZIRE des Zollkriminalamtes Beweismit-tel-Daten im
Internet. In Folge der Maßnahmen wurden darüber hinaus erhebliche
Vermögenswerte gesichert. Speziell geschulte Vermögensabschöpfer des
Zolls sicherten zur Schadenswiedergutmachung umfangreiche
Vermögenswerte und pfändeten Konten und offene Forderungen für
erbrachte Bauleistungen. Insgesamt erließ das Amtsgericht Frankfurt
Vermögens-Arreste von mehr als 19 Millionen Euro. Bei dem Einsatz
wurden auch Bargeldspürhunde des Zolls und der Polizei eingesetzt,
die in mehreren Durchsuchungsobjekten nach verstecktem Geld suchten.
In einer Wohnung er-schnüffelte ein Bargeldspürhund 120.000 Euro. Das
Geld war zum Teil zusammen mit einer Schreckschusswaffe in einem Sofa
versteckt. Insgesamt wurden mehr als 160.000 Euro Bargeld sowie zwei
Waffen sichergestellt.

Die Maßnahmen dauern noch an.

Pressekontakt:
Hauptzollamt Gießen
SOKO Rhein-Main I
Grünberger Straße 100
35394 Gießen
Michael Bender
Presse-Soko-Rheinmain.HZA-giessen@zoll.bund.de

Original-Content von: Generalzolldirektion, übermittelt durch news aktuell