HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Krankenkassen

Ein Kommentar von Christoph Rind

Die Pleite der City BKK ist erst der Anfang. Auch andere
gesetzliche Krankenkassen stecken tief in den roten Zahlen. Doch ihre
Möglichkeiten, da rauszukommen, sind begrenzt. Die Höhe des
prozentualen Beitragssatzes, den sie monatlich von ihren Versicherten
einziehen, schreibt ihnen der Gesetzgeber vor. Damit kommen viele
Kassen aber schon lange nicht mehr aus. Dann bleibt ihnen eigentlich
nur ein Ausweg: Sie müssten einen monatlichen Zusatzbeitrag erheben.
Aber die Kassen schrecken selbst vor kleinen Beträgen von acht Euro
mehr im Monat zurück. Denn das Mini-Plus könnte sie sogar noch weiter
ins Minus stürzen. Der Grund: Zum einen müssen sie diesen Beitrag
aufwendig selbst von den Versicherten einziehen, er wird nicht über
den Arbeitgeber vom Gehalt abgezogen. Zum anderen reagieren gerade
gesunde und jüngere Versicherte – also jene, die eine Kasse gesünder
macht, je mehr solcher Mitglieder sie hat – empfindlich und wechseln
schnell zu anderen Kassen, die noch keinen Zusatzbeitrag nehmen. So
bleiben unterm Strich kaum Mehreinnahmen, wohl aber Kündigungen. Was
den Kassen fehlt, ist ein Mehr an Wettbewerb. Der müsste auch
unterschiedliche Beitragssätze zulassen – wie früher – und dazu
unterschiedliche Leistungsangebote. Doch mehr Liberalität in unserem
planwirtschaftlichen Gesundheitssystem ist auch von einem liberalen
Gesundheitsminister nicht zu erwarten. Die Politiker machen denselben
Fehler wie die Versicherten – alle starren nur auf die Beitragssätze.
Die Fehler im System übersehen sie.

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