Ein Kommentar von Thomas Frankenfeld
Um Massaker an Zivilisten zu verhindern, hat sich die Nato in
Libyen militärisch engagiert und bedenklich verheddert. Während sie
Angriffe auf die Armee von Despot Gaddafi fliegt, finden diese
Massaker dennoch statt – allerdings im Syrien des Despoten Assad.
Einst von großen Reformhoffungen ins geerbte Amt begleitet, ist
dieser im Westen ausgebildete Arzt längst dem Gift der tyrannischen
Macht erlegen. Assad folgt nun dem Reflex seines Vaters und
Amtsvorgängers, jegliche Opposition sogleich blutig
niederzukartätschen. Ein Eingreifen der Staatengemeinschaft über ein
paar stumpfe Sanktionen hinaus ist allerdings derzeit
unwahrscheinlich. Erstens ist die syrische Armee in Kernbereichen
rund fünfmal so stark wie die libysche und wäre nur unter
allergrößtem Aufwand niederzuringen. Zweitens ist Syrien im Gegensatz
zu Libyen keineswegs isoliert, sondern eine in alle Richtungen
verdrahtete sicherheitspolitische Sprengfalle. Das Assad-Regime in
Damaskus ist enger Verbündeter Irans und neben den Teheraner Mullahs
Förderer und Drahtzieher der Terrorgruppen Hamas und Hisbollah. Die
Unruhen in Syrien schwächen diese Achse; ein militärisches Eingreifen
in Syrien jedoch würde zunächst eine Terrorwelle nach sich ziehen und
könnte in der Folge einen Flächenbrand unter Erfassung des Libanon,
Israels und des Iran auslösen.
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