Handwerkskonjunktur in München und Oberbayern bleibt positiv

„Die Konjunkturerholung im Handwerk hat sich während des Sommers mit viel Schwung fortgesetzt. Eine Konjunkturabkühlung zeichnet sich noch nicht ab“, erklärte Handwerkskammerpräsident Heinrich Traublinger, MdL a. D. Steigende Löhne und niedrige Zinsen schufen ein günstiges Umfeld für die private Bautätigkeit und den Konsum. Hinzu kamen die expansiv ausgerichteten Investitionen der Unternehmen, die neue Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungsgüter nachfragten. Für die kommenden Monate bleiben die Betriebsinhaber daher optimistisch. Sie setzen darauf, dass Firmen und Anleger ihr Geld lieber in Sachwerte stecken, als es den Finanzmärkten zu überlassen.
87 Prozent der befragten Handwerksunternehmer bezeichneten die Geschäftslage im 3. Quartal 2011 als „gut“ oder „befriedigend“. Damit verbesserte sich der Index gegenüber dem Vorjahresquartal nochmals geringfügig um einen Punkt. Besser fiel die Beurteilung zuletzt im Frühling des Jahres 1992 aus. Auch für die kommenden Monate bleiben die Betriebe optimistisch: 87 Prozent erwarten gute oder befriedigende Geschäfte. Das ist nochmal ein Punkt mehr als vor einem Jahr. Auch die Kapazitätsauslastung der Münchner und oberbayerischen Handwerksbetriebe war im Berichtszeitraum so hoch wie seit 1992 nicht mehr. Sie lag bei 80 Prozent und damit einen Punkt über dem Wert vom Vorjahr.
Die Nachfrage hat sich im Laufe des Sommers bei 23 Prozent der Befragten erhöht, weitere 58 Prozent verbuchten einen gleichbleibenden Auftragseingang. Im Hinblick auf die bereits erreichte hohe Konjunkturdynamik sind das bemerkenswerte Zahlen. Und die Perspektiven bleiben gut: 79 Prozent der Handwerksunternehmer erwarten im 4. Quartal 2011 eine zunehmende bzw. unveränderte Nachfrage. Damit bewegt man sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Der Auftragsbestand reichte Ende September noch für 6,9 Wochen. Damit ist er binnen Jahresfrist um 0,5 Wochen angewachsen.
Im Zuge der hohen Auslastung stiegen auch die Umsätze: 54 Prozent der befragten Betriebe in München und Oberbayern hielten von Juli bis September das Niveau des Vorquartals, 26 Prozent weiteten es aus (Vorjahreszeitraum: 52 bzw. 28 Prozent). Die Umsätze stiegen im 3. Quartal 2011 um nominal fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der jüngsten Handwerkszählung dürften sie in den zulassungspflichtigen und -freien Handwerken bei zusammen 7,5 Milliarden Euro gelegen haben. Von Januar bis September erzielten diese Unternehmen einen Gesamtumsatz von 20,4 Milliarden Euro – acht Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2010. Die Befragten gehen von einer Fortsetzung dieser Entwicklung aus: 79 Prozent rechnen mit steigenden oder stabilen Einnahmen.
Mit Blick auf die Vollauslastung vieler Betriebe sucht das Handwerk in München und Oberbayern weiter dringend Fachkräfte. Im Berichtszeitraum stockten 21 Prozent ihren Bestand auf, 71 Prozent hielten ihn, acht Prozent der Befragten bauten Personal ab. Nach ersten Schätzungen waren Ende September 270.500 Personen in den 37.900 Unternehmen des zulassungspflichtigen und -freien Handwerks tätig. Dies entspricht einem Zuwachs von 0,5 Prozent binnen Jahresfrist, der sich durch alle Branchen ziehen dürfte. Bereits beim Anspringen der Konjunktur im vergangenen Jahr hat das Handwerk im Kammerbezirk seine Investitionen spürbar erhöht. Diese Entwicklung hielt auch im 3. Quartal 2011 an. 31 Prozent der befragten Betriebsinhaber investierten im Berichtszeitraum. Ihre Ausgaben lagen bei 210 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahreswert entspricht dies einem Plus von 7,7 Prozent.
Bei den Umsätzen rechnet das Münchner und oberbayerische Handwerk für das Gesamtjahr 2011 mit einem Plus von nominal sieben Prozent. Die Zahl der Beschäftigten dürfte im Jahresschnitt um etwa ein Prozent zulegen. Es ist davon auszugehen, dass bei entsprechender Verfügbarkeit von Fachkräften dieses Plus höher ausfallen würde. Bei den Investitionen wird für 2011 eine Steigerung von ca. acht Prozent erwartet.
Nimmt man die in der amtlichen Statistik nicht erfassten handwerksähnlichen Gewerbe, die Nebenbetriebe sowie die Kleinstunternehmen hinzu, so gibt es in München und Oberbayern insgesamt 76.500 Handwerksbetriebe. Ihre Zahl lag im September um 3,1 Prozent höher als 2010.
„Was Handwerk und Mittelstand auf Dauer voranbringen würde, wäre das Angehen der versprochenen Steuerreform“, erklärte Kammerpräsident Traublinger. Die Abmilderung der kalten Progression, die das Handwerk schon lange fordere, sei keine Bitte um steuerliche Almosen, sondern eine fiskalische Selbstverständlichkeit. Weiter forderte Traublinger eine verlässliche Förderung der Gebäudesanierung auf hohem Niveau. Momentan drohe das zentrale Element der Energiewende jedoch auf die lange Bank geschoben zu werden. Durch fachgerechtes Sanieren und moderne Gebäudetechnik könne bis zu 80 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden, so der Kammerpräsident. Traublinger: „Nur mit geeigneten steuerlichen Rahmenbedingungen lässt sich dieses Potenzial auch ausschöpfen. Wir fordern deshalb die Bundesregierung dazu auf, umgehend ein Vermittlungsverfahren einzuleiten.“

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