Heilbronner Stimme: Grünen-Antrag: Pestizid-Einsatz in nächsten vier Jahren um 40 Prozent senken – Bund soll Pestizidabgabe prüfen

Die Grünen bringen an diesem Donnerstag in den
Bundestag einen Antrag zur Reduzierung von Pestiziden ein. In dem der
„Heilbronner Stimme“ vorliegenden Antrag „Pestizide jetzt wirksam
reduzieren“ heißt es: „Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
bis Ende 2018 ein Pestizidreduktionsprogramm zu starten.
Übergeordnetes Ziel ist dabei, den Pestizideinsatz in den nächsten
vier Jahren um 40 Prozent zu senken. Der Einsatz besonders
problematischer Stoffe wie der Totalherbizide Glyphosat und
Glufosinat und der bienengefährdenden Neonicotinoide wird beendet.“
Weiter wird gefordert, den „Anteil der Flächen ohne Pestizideinträge
deutlich zu erhöhen, zum Schutz der Artenvielfalt und um
Rückzugsmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere (Insekten) zu sichern.
Hierfür sollte das Pflanzenschutzgesetz so ergänzt werden, dass
sensible Bereiche (u.a. Natur- und Trinkwasserschutzgebieten,
Vogelschutz- und FFH-Gebieten, artenreiches Grünland) generell
pestizidfrei gehalten und ökologische Ausgleichsflächen festgelegt
werden. Der Einsatz von Pestiziden in blühenden Beständen und vor der
Ernte wird untersagt.“

Der Grünen-Agrarexperte Harald Ebner sagte dazu der „Heilbronner
Stimme“ (Donnerstag): „Dass wir die Pestizide auf unseren Äckern
drastisch reduzieren müssen, ist inzwischen breiter Konsens zwischen
Bauern, Bürgern und Politik. Selbst CDU, CSU und SPD wollen in ihrer
neuen Koalition angeblich Pestizidreduktion und Glyphosat-Ausstieg –
just nachdem ihr eigener Minister den auf europäischer Ebene just mal
eben vorsätzlich verhindert hat. Gewisse Zweifel sind also
angebracht. Wenn sie es wirklich ernst meint, muss die neue
Bundesregierung von Anfang an Nägel mit Köpfen machen.“ Ebner
ergänzte: „Wir fordern als ersten Schritt verbindlich 40 Prozent
Pestizidreduktion in den nächsten vier Jahren und den Ausstieg aus
Glyphosat, Glufosinat und den bienengefährdenden Neonikotinoiden.
Ohne solchen konkreten Festlegungen wird auch die nächsten vier Jahre
nichts passieren – genau wie in den letzten vier Jahren.“

Weiter werden in dem Antrag unter anderem die Durchsetzung der
Vorgaben der EU-Richtlinie über integrierten Pflanzenschutz,
inklusive der Überwachung von Schadorganismen und der Einrichtung
unbehandelter Kontrollparzellen. Außerdem heißt es: „Der Bundestag
fordert die Bundesregierung auf, bis Ende 2018 ein Konzept für ein
monetäres Anreizsystem zur Pestizidreduktion, wie beispielsweise eine
Pestizidabgabe, zu erarbeiten.“

Ferner schlagen die Grünen in Antrag vor, „repräsentatives
Monitoring zu etablieren, das den bundesweiten Einsatz von Pestiziden
kultur-, hektar- und wirkstoffbezogen erfasst, sowie die Belastung
von Menschen, Luft, Böden und Gewässern mit Pestizidrückständen und
ihren Metaboliten abbildet“.

Die Grünen kritisieren, dass der Einsatz von
chemisch-synthetischen Pestiziden seit Jahren auf einem hohen Niveau
verharre, mit drastischen Folgen für Biodiversität, Umwelt und
Gesundheit. Dazu heißt es in dem Antrag: „Über 100.000 Tonnen
Pestizide werden jährlich in Deutschland verkauft. Auf deutschen
Äckern werden 50 Prozent mehr Pestizide als 1995 eingesetzt, seit
1970 hat sich die Giftmenge sogar mehr als verdoppelt – obwohl immer
wirksamere und damit oft auch toxischere Wirkstoffe eingesetzt
werden.“ Die Grünen zitieren Studien, nach denen „wir bereits bis zu
80 Prozent der Insektenbiomasse und eine Vielzahl von Arten in den
letzten 27 Jahren verloren haben.“ Dieses dramatische Insektensterben
sei auch auf den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen. Für
Glyphosat, aber auch für andere Stoffe, gebe es außerdem deutliche
Hinweise darauf, dass sie auch das Bodenleben schädigen – und „damit
langfristig sogar die Grundlage für den Anbau unserer Lebensmittel
entziehen“.

Pressekontakt:
Heilbronner Stimme
Chefredaktion
Telefon: +49 (07131) 615-794
politik@stimme.de

Original-Content von: Heilbronner Stimme, übermittelt durch news aktuell