Herausforderungen des Mittelstands: Wie der aktuelle Mietspiegel die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinflusst

Auch mittelständische Unternehmen spüren die Auswirkungen der steigenden Mietpreise, sowohl im Bereich der Büro- und Gewerberäume als auch in Bezug auf die Wohnsituation ihrer Mitarbeiter. In diesem Artikel beleuchten wir, wie sich der Mietspiegel auf die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands auswirkt und welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben.

Wertsteigerung von Immobilien im Bestand als Chance sehen

Unternehmen, die bereits vor Jahren in Gewerbeimmobilien investiert haben, können von der Wertsteigerung ihrer Immobilien profitieren. Wie eine Übersicht für Mietpreise in deutschen Städten zeigt, klettern die Mieten vor allem in den Großstädten wie Hamburg, Berlin oder München.

Ein Beispiel ist das Traditionsunternehmen „Müller & Sohn“, das in den 1980er-Jahren ein Gewerbegebäude in einer damals eher industriell geprägten Gegend von Hamburg erworben hat. Zu dieser Zeit waren die Immobilienpreise in dieser Region vergleichsweise niedrig, da das Viertel nicht besonders begehrt war und es an moderner Infrastruktur mangelte.

Über die Jahre hat sich das Viertel jedoch gewandelt. Mit der Zeit siedelten sich Kreative, Start-ups und trendige Gastronomiebetriebe an. Die Gegend wurde zu einem Hotspot für junge Unternehmer und zog auch Touristen an. Parallel dazu wurden in der Umgebung neue Wohnungen gebaut, und die Infrastruktur wurde modernisiert.

Infolge dieser Entwicklung stiegen die Mietpreise und der Immobilienwert in der Region signifikant an. „Müller & Sohn“ profitierte erheblich von dieser Wertsteigerung. Anstatt hohe Mieten zu zahlen, konnte das Unternehmen nun Mieteinnahmen aus Teilflächen generieren, die es an andere Unternehmen vermietete.

Steigende Mieten als Chance für einen Neubeginn

Ein bekanntes Beispiel für den Trend des Umzugs in aufstrebende Viertel ist die Entscheidung von Zalando. Ursprünglich in der Berliner Innenstadt angesiedelt, suchte das Unternehmen im Laufe seiner rasanten Expansion nach einem größeren Standort, der den Anforderungen des wachsenden Teams und der gestiegenen logistischen Herausforderungen gerecht werden konnte.

Zalando entschied sich, in einen ehemals industriell geprägten Stadtteil von Berlin umzuziehen. Dieser Stadtteil bot nicht nur günstigere Mietpreise, sondern auch die Möglichkeit, große zusammenhängende Büroflächen zu schaffen, die in der Berliner Innenstadt so nicht verfügbar waren.

Steigende Mietpreise bereiten Unternehmen auch Sorgen

Viele mittelständische Unternehmen können die steigenden Mietpreise nicht nur als Chance begreifen. Ein Praxisbeispiel sind viele Einzelhändler in München, die durch exorbitante Ladenmieten finanziell stark belastet sind und dadurch ihre Preise anpassen oder den Standort wechseln müssen. Doch die Ausweichmöglichkeiten sind aufgrund der starken Nachfrage begrenzt.

Eine Mietsteigerung kann sich auch negativ auf die Mitarbeitergewinnung auswirken. Das Beispiel eines mittelständischen Unternehmens zeigt die vielseitigen Folgen. Bei der Rekrutierung stellte es fest, dass viele potenzielle Mitarbeiter zögerten, Angebote anzunehmen. Der Hauptgrund war oft die Sorge, dass das angebotene Gehalt nach Abzug der hohen Mieten und Nebenkosten nicht ausreichen würde, um einen angemessenen Lebensstandard in der Stadt zu halten. Dies war besonders bei Bewerbern aus Regionen mit niedrigeren Lebenshaltungskosten ein häufiges Problem.

Vor diesem Hintergrund musste das Unternehmen seine Gehaltspakete reevaluieren. Die Herausforderung: eine erhebliche Erhöhung der Gehälter wird zu einer Belastung der Unternehmensfinanzen führen. Daher prüfte es Möglichkeiten, andere Zusatzleistungen zu reduzieren oder bestimmte Boni zu streichen, um die Gehälter an die gestiegenen Lebenshaltungskosten anzupassen.