Die IG Metall hat sich kritisch zur fehlenden Anerkennung von
Burn-out-Fällen als Berufskrankheit geäußert. Hans-Jürgen Urban, der im Vorstand
der Gewerkschaft zuständig für Sozialpolitik ist, sagte der Düsseldorfer
„Rheinischen Post“ (Montag): „Wir brauchen eine ernsthafte Debatte über
psychische Erkrankung auch im Zusammenhang mit Berufskrankheiten.“ Burn-out sei
weit verbreitet, gelte aber in Deutschland immer noch nicht als eigenständige
Diagnose. „Selbst die WHO hat Burn-out als arbeitsweltspezifische Erkrankung
anerkannt. Warum tun wir uns also so schwer damit?“ Am kommenden Donnerstag
befasst sich der Bundestag in erster Lesung mit dem Berufskrankheitenrecht. Die
darin enthaltenen Verbesserungen gehen der IG Metall jedoch nicht weit genug:
„Die angestrebte Aktualisierung der Liste von Berufskrankheiten ist auf halbem
Weg stehengeblieben“, sagt Urban. Krankheitsbilder aufgrund der
Digitalisierung suche man vergeblich auf der Liste. „Dabei wissen wir
inzwischen, dass die Arbeit am Bildschirm oder die Verwendung von Datenbrillen
erhebliche Belastungen für das Sehvermögen mit sich bringen. Das Verfahren zur
Aufnahme neuer Krankheiten muss deshalb beschleunigt werden. Dazu brauchen wir
Experten der neuen Arbeitswelt im Sachverständigenrat.“ Für Berufskrankheiten
kommt in Deutschland in der Regel die von den Arbeitgebern finanzierte
Unfallversicherung auf. Kritik übte er zudem an der niedrigen Zahl anerkannter
Renten: „Wir haben über 82.000 Anzeigen von Berufskrankheit. Davon werden knapp
22.000 anerkannt. Eine Rente bekommen aber weniger als 5000.“ Zudem dürfte in
vielen Fällen eine Erkrankung auch gar nicht angezeigt werden. „Wir müssen von
einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Unterm Strich bleibt: Die Anerkennungsquote
ist skandalös gering“, sagte Urban.
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