Innovationskraft im Mittelstand bleibt trotz leichter Erholung schwach

– Anteil innovativer Unternehmen mit 29% weiter auf niedrigem
Niveau
– Gute Binnenkonjunktur motiviert nur kleine Firmen zu mehr
Innovationen, große Mittelständler warten auf mehr Klarheit für
Europas Zukunft
– Umsatzanteil mit neuen Produkten und Dienstleistungen sinkt

Nach Jahren mit starkem Rückgang steigt die Innovationstätigkeit
im deutschen Mittelstand im Zuge der konjunkturellen Belebung wieder
etwas an. Zuletzt investierten 29% der kleinen und mittleren
Unternehmen in innovative Produkte oder Prozesse. Von einer
Trendwende kann allerdings nicht die Rede sein, wie der heute
vorgestellte KfW-Innovationsbericht 2016 belegt: Die Zahl der
innovativen Mittelständler stieg lediglich um 32 000 auf nun ca. 1,05
Mio. – das entspricht einem Plus von nur knapp einem Prozentpunkt.

„Der jüngste leichte Anstieg bei neuen Produkten und Prozessen
darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die kleinen und mittleren
Unternehmen in den letzten Jahren erheblich an Innovationskraft
eingebüßt haben“, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW.
„Mitte der 2000er Jahre lag der Innovatorenanteil bei rund 40%.
Aktuell bringt also ein Drittel weniger Firmen Innovationen hervor
als das vor der Finanzkrise der Fall war.“

Der neue Innovationsbericht der KfW bezieht sich auf die Jahre
2012-2014 – das sind die aktuellsten verfügbaren repräsentativen
Daten. Paradoxerweise beruht der leichte Anstieg der
mittelständischen Innovatorenquote im Vergleich zur letzten
Untersuchungsperiode (2011-2013) ausschließlich auf der wieder etwas
stärkeren Innovationstätigkeit der sehr kleinen und
binnenwirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen. Damit hat genau der
Teil des Mittelstands im Zuge der konjunkturellen Belebung in
Deutschland mehr Innovationsfreude an den Tag gelegt, der
traditionell am wenigsten Innovationen einführt und sich bei
langfristiger Betrachtung auch am stärksten aus der
Innovationstätigkeit zurückgezogen hat. 27% der Firmen mit weniger
als 5 Beschäftigten sind am aktuellen Rand innovativ, das entspricht
einem Anstieg von 2 Prozentpunkten gegenüber den Jahren 2011-2013. In
allen anderen Größenklassen des Mittelstands ist die Innovatorenquote
weiter gesunken. Selbst von den sehr großen Firmen mit 50 und mehr
Beschäftigten investieren aktuell nur noch 55%. Das sind weitere 2
Prozentpunkte weniger als in der letzten Untersuchung. Ein Grund
hierfür dürfte die anhaltend hohe Unsicherheit über das europäische
Wirtschafts- und Finanzsystem der Zukunft sein. Deutlich mehr
Stabilität dürfte die Innovationsbereitschaft der international
ausgerichteten größeren Mittelständler erhöhen.

Die im Trend seit Jahren rückläufige Innovationstätigkeit im
Mittelstand spiegelt sich in insgesamt sinkenden Umsatzanteilen mit
neuen Produkten wieder. 2004 haben noch rund 43% der kleinen und
mittleren Unternehmen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit neuen
Produkten oder Dienstleistungen erwirtschaftet. Aktuell ist dieser
Wert auf 31% geschrumpft. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der
Firmen, die keinen oder höchstens 10% ihres Umsatzes mit Innovationen
erreichen von 30% auf jetzt 53%.

„Es gilt, einen weiteren Rückzug der Mittelständler aus der
Innovationstätigkeit zu verhindern. Das Risiko wächst, dass der
deutsche Mittelstand mit einer alternden Produktpalette international
an Boden verliert. Spitzenreiter bleibt aber nur, wer sich dem
Technologiewettbewerb stellen kann. Das zeigen unsere Zahlen sehr
deutlich. Die Wirtschaftspolitik muss hier gegensteuern. Priorität 1
ist deutlich mehr Stabilität im europäischen Wirtschafts- und
Finanzsystem. Darüber hinaus sollte die Politik kontinuierlich
Innovationshemmnisse beseitigen“, so Zeuner. Die
Finanzierungsangebote würden ebenfalls ständig weiterentwickelt, um
den kleinen und mittleren Unternehmen die Verwirklichung ihrer
Innovationsziele zu erleichtern. „Aber auch der Mangel an
Unternehmernachwuchs und Fachpersonal, der sich durch die
demografische Entwicklung noch verschärfen wird, muss jetzt
angegangen werden. Um die Innovationsfähigkeit im deutschen
Mittelstand zu erhalten, muss dringend in Maßnahmen zur
Qualifizierung und Weiterbildung investiert werden“, so Zeuner.

Der aktuelle KfW-Innovationsbericht Mittelstand sowie weiteres
Pressematerial zum Thema ist abrufbar unter
www.kfw.de/innovationsbericht.

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