Innenminister Joachim Herrmann: „Cyber-Kriminelle nutzen zunehmende Vernetzung bei der Informationstechnologie für rücksichtslose Angriffe auf Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen ? Bayern wirbt mit vielfältigen Maßnahmen für stärkeres Sicherheitsbewusstsein“
„Der Siegeszug der Informationstechnologie ist nicht aufzuhalten. Den faszinierenden Möglichkeiten und Chancen stehen aber auch erhebliche Risiken gegenüber. Cyber-Kriminelle nutzen, oft in kriminellen Netzwerken, modernste Technik und richten dabei enormen Schaden in der Wirtschaft und bei privaten Computernutzern an. Hauptangriffspunkte sind dabei das Online-Banking, der Handel mit unerlaubt erlangten Kreditkarten-Daten und vor allen Dingen das weite Feld der Wirtschaftsspionage“, sagte Innenminister Joachim Herrmann heute bei einer Veranstaltung in München. Insbesondere das Gefährdungspotential durch den Informationsabfluss aus Firmennetzwerken sei mit rund 50 Milliarden Euro jährlichem Schaden erheblich und gefährde Arbeitsplätze und Existenzen. Bayern habe darauf entschlossen mit einem Sensibilisierungsprogramm in Unternehmen durch den Verfassungsschutz bei gleichzeitiger Ausweitung der Strafverfolgungstätigkeit der Sicherheitsbehörden reagiert.
Die IuK-Kriminalität ist bundesweit gegenüber dem Vorjahr stark angestiegen. Man müsse darüber hinaus auch von einem erheblichen Dunkelfeld ausgehen, da solche Straftaten häufig nicht erkannt oder nicht angezeigt werden, um die eigene Reputation als sicherer und zuverlässiger Partner nicht zu verlieren. Herrmann: „Cyber-Angriffe haben sowohl quantitativ als auch qualitativ eine neue Dimension erreicht. Statistisch entsteht alle zwei Sekunden eine Variante von Schadprogrammen, die im Stil eines Baukastensystems industriell gefertigt werden. Anwender benötigen bei der Benutzung von Sicherheitseinrichtungen inzwischen ausgeprägtes IT-Wissen, um eine möglichst große Schutzwirkung zu erzielen“, so Herrmann. Sorge bereite ihm vor allem die Wirtschaftsspionage. Es sei festzustellen, dass immer mehr Telefone, Fernschreiben, Faxe oder Datenströme mitgelesen würden. „Wir bieten hierfür ein breites Informationsangebot für Unternehmen und Privatleute. Das Bayerische Landes!
amt für Verfassungsschutz führt regelmäßige Kooperationsgespräche mit Firmen und Verbänden und trägt so mit wertvollen Informationen, zusammengefasst in einer ansprechenden Broschüre, dazu bei, ein ausgeprägteres Sicherheitsbewusstsein zu entwickeln und damit Wirtschaftsspionage zu verhindern. Bayern als viel gefragter Wirtschafts- und High-Tech-Standort unternimmt alles, um der Wirtschaft den Standortfaktor ““Sicherheit““ bieten zu können“, betonte Herrmann.
Neben der Beratung setze man auch verstärkt auf die Strafverfolgung. Sowohl beim Bayerischen Landeskriminalamt als auch bei den Polizeipräsidien Nürnberg und München habe man eigene Kommissariate zur Bekämpfung der IuK-Kriminalität eingerichtet. Eine anlassunabhängige Netzwerkfahndung im Landeskriminalamt filtert regelmäßig das World Wide Web, um dort mögliche Straftaten aufzudecken. „Allein im letzten Jahr haben die Fahnder des Landeskriminalamtes mehr als 300 Fälle nach eigenen Recherchen aufgedeckt und Strafanzeigen erstatte“, so Herrmann. Die Kriminalberatungsstellen der Kriminalpolizei geben Bürgerinnen und Bürgern auch unmittelbar Hilfestellung rund um Angriffe aus dem Internet. Herrmann;: „Eins ist jedoch ganz klar: Niemand darf beim Umgang mit sensiblen Daten leichtfertig sein. Grenzenloses Vertrauen gegenüber virtuellen Freunden oder Geschäftspartnern ist nicht sinnvoll. Außerdem sollten alle Nutzer regelmäßig Updates für Betriebssysteme installieren und aktuelle Virenschutzprogramme und Firewalls benutzen“, so Herrmann.
Wirtschaftsunternehmen riet der Minister, rechtzeitig Notfallpläne auszuarbeiten und rund um die Uhr qualifiziertes Fachpersonal zur Notfallversorgung vorzuhalten. „Serverräume in einem Unternehmen sollten gut gesichert und nur einem begrenztem Personenkreis zugänglich sein. Informationen hierzu können im Rahmen der technischen Prävention auch vor Ort bei allen kriminalpolizeilichen Beratungsstellen abgerufen werden.“ Der Freistaat unternehme alles, dass das Internet keinesfalls zum rechtsfreien Raum wird. Dazu gehören auch hinreichende rechtliche Rahmenbedingungen für die Fahnder. Herrmann: „Strafverfolgungsbehörden müssen auch künftig die Möglichkeit haben, auf Telefon- und Internetdaten zuzugreifen. Die Bundesjustizministerin muss deshalb schnellstmöglich den Rahmen, den das Bundesverfassungsgericht bei seiner Entscheidung zur Vorratsdatenspeicherung gezogen hat, mit einem Gesetzentwurf ausfüllen und dabei alle verbleibenden sicherheitsrechtlichen Spielräume voll ausschöpfen“, machte Herrmann deutlich.
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