Sozialdezernent Erwin Jordan übt Kritik an den veröffentlichten Arbeitslosenzahlen: „Bei aller Freude über die weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen muss klar sein, dass die Zahl von zehn Prozent Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Hannover nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht. Durch statistische Tricks werden viele Arbeitslose und Arbeitsuchende schlicht unterschlagen. Die offizielle Statistik zeichnet ein völlig falsches Bild. Das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit ist in der Region viel dramatischer.“
Jordan führt aus, dass zu den 42 000 ausgewiesenen Arbeitslosen bei seriöser Betrachtung noch ca. 10 000 Menschen dazugerechnet werden müssten. Erst dann ergebe sich ein realistisches Bild über die Arbeitsmarktlage. Diese 10 000 Männer und Frauen befänden sich zurzeit in Maßnahmen wie Aktivierung und berufliche Eingliederung (ca. 3600), in Weiterbildung (ca. 3700) oder in Arbeitsgelegenheiten, den sogenannten Ein-Euro-Jobs (ca. 3100).
Der Sozialdezernent rügt, diese Manipulation verstelle den Blick auf die sozialen Realitäten. Diese geschönte Darstellung des Umfangs der Arbeitslosigkeit liege nahe der Propaganda. „Diese Menschen, die in verschiedenen Maßnahmen beschäftigt werden, sind de facto arbeitslos und suchen Arbeit. Viele davon sind arm oder von Armut bedroht. Mit statistischen Tricks kann man sie nicht wegzaubern. Bei ehrlicher Betrachtung kommt man schnell auf eine um drei bis vier Prozentpunkte höhere Arbeitslosenquote.“
Nur der unverstellte Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse schaffe die Möglichkeiten zum Handeln, sagt Jordan. „Schlimm wäre, wenn sich die Akteure am Arbeitsmarkt aufgrund solcher Darstellungen der Lage beruhigt zurücklehnen würden.“