Anerkannte Jugendschutzprogramme sind ein erster
Schritt zu mehr Jugendschutz im Internet – das war das Fazit einer
Veranstaltung der Kommission für Jugendschutz (KJM) am vergangenen
Freitag. Zwei Monate nach der Anerkennung unter Auflagen der
Jugendschutzprogramme des Vereins JusProg und der Deutschen Telekom
hatte die KJM im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Fragen am Freitag“
unter dem Motto „Jugendschutzprogramme – Land in Sicht?“
Verantwortliche zur Diskussion gebeten.
Die Herausforderungen in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit, die
Beseitigung von Defiziten und die größtmögliche Verbreitung stellte
Verena Weigand, die Leiterin der KJM-Stabsstelle und Moderatorin der
Veranstaltung, in den Mittelpunkt der Diskussion. Der KJM-Vorsitzende
Siegfried Schneider setzte in Bezug auf eine schnellstmögliche
Verbreitung der Schutzoption auch auf die Verantwortung der
Hersteller: „Ich halte es für notwendig, dass die Software bereits
von den Herstellern vorinstalliert wird. Eltern müssen sie dann
bewusst deaktivieren, statt sie wie derzeit bewusst zu aktivieren.
Für mich ist die herstellerseitige Installation von
Jugendschutzprogrammen der entscheidende Schritt für einen Erfolg der
Schutzoption.“ Eine Werbekampagne allein reiche nicht aus.
Diesen Wunsch unterstützte Katharina Geiger, die Geschäftsführerin
des deutschen Evangelischen Frauenbundes, Landesverband Bayern. Zwar
sei durch die Anerkennung der beiden Jugendschutzprogramme ein erster
Schritt getan. Doch ihr Erfolg hänge davon ab, ob und wie sie sich
verbreiten: „Verbreiten sie sich nicht genügend, sind
Jugendschutzprogramme so etwas wie ein gefälschtes Alibi und mehr
oder weniger wirkungslos. Eine herstellerseitige Vorinstallation
würde auch Eltern, die sich nicht von allein mit dem Thema
beschäftigen, zur Auseinandersetzung mit der Schutzoption zwingen.“
Die positive Grundhaltung von Eltern gegenüber
Jugendschutzprogrammen ist laut Felix Barckhausen, Referatsleiter
„Jugend und Medien“ am Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Umwelt, bereits vorhanden. Dazu müsse nun die praktische
Erfahrung kommen. In dem Zusammenhang berichtete er über eine
Kampagne, die auf Initiative der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz in
Kooperation mit dem Bund, den Ländern, Jugendschutz-Institutionen und
Unternehmen für technischen Jugendschutz im Internet werben soll. Das
Ziel, so Barckhausen: „Die Auseinandersetzung mit der
Jugendschutz-Software muss so selbstverständlich werden wie sie es
mit dem Virenschutz heute schon ist.“
Das wünschen sich auch die Anbieter von Jugendschutzprogrammen.
Thomas Schiemann, Referent der Politischen Interessenvertretung der
Deutschen Telekom: „Jetzt geht es darum, die Gesellschaft für das
Thema zu sensibilisieren und in die Usability zu investieren.“ Er
kündigte an: „Die Telekom beschäftigt sich mit einer mobilen Lösung.
Dazu müssen wir auch mit Endgeräte-Herstellern ins Gespräch kommen.“
Stefan Schellenberg, Gründer des Vereins JusProg, betonte, dass sich
bereits in der kurzen Zeit seit Februar bei JusProg einiges in Sachen
Weiterentwicklung getan habe. „Die Anerkennung der Software durch die
KJM war ein wichtiger Impuls.“ Seine Überzeugung: „Der Hauptansatz
einer Verbreitungskampagne muss die Elterninformation, nicht die
Vorinstallation sein.“
„Es ist Land in Sicht, aber es gibt noch jede Menge Klippen zu
umschiffen“, so fasste der Leiter von jugendschutz.net, Friedemann
Schindler, den Stand der Dinge in Sachen Jugend-schutzprogramme
zusammen. Er forderte: „Die Anbieter müssen intensiv in die
Verfügbarkeit auf allen Plattformen einsteigen.“ Außerdem ginge es
darum, die „Blacklists intelligent weiterzuentwickeln“. Möglichst
viele Jugendschutzprogramme anzuerkennen, sei dagegen weniger
zielführend. Denn verschiedene Jugendschutzprogramme hätten zwar
unterschiedliche Verpackungen, aber – nicht zuletzt durch die
Kriterien der KJM – weitgehend ähnliche Inhalte.
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