junge Welt: Handgranatenfund in Düsseldorf-Wehrhahn: Verschleppte Ermittlungen trotz starker Indizien

Fast 17 Jahre nach dem Bombenanschlag am
Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn mit überwiegend jüdischen Verletzten
hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen, auf den
antifaschistische Gruppen bereits einen Tag nach der Tat am 27. Juli
2000 hingewiesen hatten.

Der vorbestrafte Neonazi Ralf S. hatte in unmittelbarer Nähe des
Tatorts ein »Survival Security & Outdoor«-Geschäft betrieben. Den
Hinweisgebern zufolge diente der Laden Szeneangehörigen auch als
Beschaffungsquelle für Waffen und Sprengstoff. An die
Pressemitteilung des Koordinierungskreises antifaschistischer Gruppen
aus Düsseldorf und dem Umland (Antifa-KOK) erinnert sich unter
anderem der ehemalige Düsseldorfer Ratsherr Frank Laubenburg (Die
Linke). »Erst fünf Tage nach dieser Veröffentlichung reagierte die
Polizei mit einer Hausdurchsuchung«, betonte Laubenburg am Mittwoch
im Gespräch mit junge Welt.

Bei der Razzia am 2. August 2000 sei kein belastendes Material
gefunden worden. Das hätten dann allerdings Möbelpacker fünf Monate
später im Keller der Wohnung entdeckt – unter anderem eine
Handgranate und neofaschistisches Propagandamaterial. Die Polizei
schloss seinerzeit einen Zusammenhang mit dem Anschlag in Wehrhahn
aus. An diesen Sachverhalt hatte Laubenburg auch im November 2011 –
wenige Tage nach der Aufdeckung des »Nationalsozialistischen
Untergrunds« (NSU) – erinnert.

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