Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Volker Kauder hat sich in der „WELT am Sonntag“ (Ausgabe 24. Februar
2013) zur Zukunft des Buches geäußert. In dem Beitrag bekennt er sich
unter anderem zur Buchpreisbindung. Der Beitrag hat folgenden
Wortlaut:
„Das digitale Zeitalter gefährdet die Existenzgrundlage der
Autoren, Verlage und Buchhändler. Das darf uns nicht egal sein. Das
Buch muss eine Zukunft haben, es ist geistige Basis unserer
Gesellschaft.
Kultur hat sich immer gewandelt. Auch die Literatur hat sich über
die Jahrhunderte stets erneuert. Das gilt selbstverständlich auch für
den Weg, auf dem die Werke die Leserschaft erreichen.
Ich kann mich beispielsweise noch gut daran erinnern, wie früher
jede Zeitung, die etwas auf sich hielt, einen Fortsetzungsroman
abgedruckt hat. Manche Leser haben die Blätter jeden Tag sorgfältig
ausgerissen und zusammengelegt, dass am Ende eine
Roman-Loseblattsammlung herauskam. Heute sucht man solche Romane
vergeblich.
Kultur und ihre Verbreitung ändern sich. Das ist natürlich und
muss auch so sein. Momentan erleben wir aber eine Entwicklung, die
traditionelle Formen der Kultur so massiv bedrängt, dass die
Existenzgrundlage von vielen Künstlern infrage gestellt wird.
Die Probleme der Musikbranche in der digitalen Welt sind schon
hinlänglich beschrieben worden. Die Medienkultur ist in einem
rasanten Wandel, wobei man sich als Politiker schon mit Bangen fragt,
welche Folgen dies für die Demokratie hat. Politik braucht die
Vermittlung durch die Medien, wie auch deren Kritik.
Im Umbruch ist auch der Literatur-Betrieb. Von den Verlagen und
den Buchhändlern, aber auch den Autoren erreichen uns in letzter Zeit
zunehmend besorgte Äußerungen. Immer mehr Leser nutzen das E-Book. In
den USA liegt der Marktanteil bereits bei über 20 Prozent. Der
Online-Buchhandel boomt. Vor allem deshalb hätten die einzelnen
stationären Buchhändler deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen, ist
zu erfahren. Viele Buchhändler schließen gar.
Diese Entwicklung kann uns nicht egal sein. In Zeiten von Youtube
und Facebook sollten wir in Deutschland weiter die Grundlagen für die
vielfältige Welt des Buches erhalten. Wir könnten ansonsten viel
verlieren.
Das Buch war für mich immer der Ort, an dem die menschliche
Existenz, die Gesellschaft am eindringlichsten beschrieben werden
konnten. Ich sage das bewusst, auch als großer Anhänger des Theaters
und des Films. Das Buch muss eine Zukunft haben. Und diese Zukunft
muss uns auch in der Politik beschäftigen. Die
CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird sich Ende April auf einer eigenen
Veranstaltung dem Thema zuwenden.
Schutz durch Buchpreisbindung
Einen Schlüssel für den Schutz der Literatur sehe ich in der
Verteidigung der Buchpreisbindung. Sie muss bleiben. Immer noch halte
ich das Argument für überzeugend, dass die Buchpreisbindung
Voraussetzung für ein breites Angebot der Verlage ist.
Wäre etwa der Preis für einen Bestseller frei verhandelbar, würden
sicher dessen Preise zurückgehen – und damit letztlich auch die
Erlöse der Verlage. Wenn die Verlage behaupten, dass sie dann nur
noch wenige „Experimente“ mit jungen Autoren eingehen könnten, kann
ich dies nachvollziehen.
Die Buchpreisbindung schützt aber vor allem die kleineren
Buchhändler. Denn beim Buchkauf ist momentan nicht der günstigste
Preis entscheidend. Wenn überall der Preis gleich ist, zählt für die
Leser umso mehr die Beratung. Hier sind oft die kleineren Buchhändler
unschlagbar. Mit ihren Leseveranstaltungen tragen sie auch darüber
hinaus zum Erhalt unserer Kultur bei.
Wenn es nun Befürchtungen gibt, dass die Buchpreisbindung bei
E-Books aufgebrochen werden könnte, so müssen wir dies auch von
politischer Warte genau beobachten. Die Lage scheint hier noch nicht
klar zu sein. Wir hören Berichte über angebliche Bestrebungen eines
großen Onlinehändlers, die Buchpreisbindung bei E-Books unterlaufen
zu wollen. Dies muss verhindert werden.
Interessenausgleich zwischen Urheber und Nutzer
Ich weiß, dass sich die Buchbranche mehr wünscht. E-Books sollten
nur noch mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz belastet werden. Das
ist nachvollziehbar, da dies Buchpreise verringern würde. Allerdings
würde auch diese Reduzierung langfristig die öffentlichen Haushalte
nicht unerheblich belasten.
Wir leben in einer Zeit, in der der Staat seine Budgets endlich in
Ordnung bringen muss. Dieses Ziel können wir nicht durch weitere
Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer gefährden, so wichtig die Kultur
auch ist.
Meines Erachtens ist ein anderer Punkt für die Zukunft des Buchs
auch viel wichtiger. Die Bewahrung der Grundsätze des Urheberrechts,
gerade angesichts des stetig wachsenden Anteils der E-Books. Unsere
Fraktion hat dazu schon vor einiger Zeit Vorschläge für eine
Weiterentwicklung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter gemacht.
Ihr Grundgedanke ist ein Interessenausgleich zwischen den Rechten
der Urheber und Nutzer. Es gibt eine Grenze: Die Urheber dürfen aber
auf keinen Fall so entrechtet werden, dass ihre Existenzgrundlage
gefährdet wird.
Das digitale Buch bietet neue Möglichkeiten
Der Wert des geistigen Eigentums wird wenig geschätzt. Das ist
leider ein weltweiter Trend. Heute teilen die Nutzer millionenfach
Musik und Videos, ohne dass die Künstler in irgendeiner Form noch
etwas davon haben. Aber der Kreative muss von seiner Arbeit leben
können. Buchautoren sind schon heute nicht auf Rosen gebettet. Und
mancher Verleger ist eher ein Liebhaber der Kunst als ein auf Gewinn
ausgerichteter Unternehmer.
Das bedeutet nicht, dass sich die Welt des Buches nicht
weiterentwickeln muss. Natürlich kann auch im „Selbstpublizieren“ im
Internet eine Chance auf neue Formen der Verbreitung von Inhalten
liegen. Das digitale Buch bietet Möglichkeiten, dass das Buch oder
besser das E-Book crossmedial wird – ähnlich wie die Apps mancher
Zeitungen und Magazine.
Doch eines darf nicht aus dem Blick geraten: Die Politik muss
darauf achten, dass Grundlagen erhalten bleiben, die die Existenz von
Autoren, Verlagen und Buchhändlern erlauben. Wir erhalten uns damit
nicht mehr und nicht weniger als ein gutes Stück der geistigen Basis
unserer Gesellschaft.“
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