KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Immer mehr Risse in tragenden Säulen der Konjunktur

– Mittelständisches Geschäftsklima sinkt auf Dreijahrestief
– Stimmung in den Großunternehmen bleibt im Keller
– Eintrübungen erfassen inzwischen auch größere Teile der
Binnenwirtschaft
– Erwartete Konjunkturerholung zunehmend unsicher

Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen trübt
sich weiter ein und fällt im Juni auf 4,7 Saldenpunkte (-1,1 Zähler).
Zu diesem Rückgang tragen beide Komponenten des Indikators bei: So
verringert sich die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage um 0,8
Zähler auf 16,7 Saldenpunkte. Gleichzeitig sinken die
Geschäftserwartungen um 1,4 Zähler auf -6,4 Saldenpunkte. Der bereits
seit Dezember pessimistische Blick in die Zukunft zeugt von
anhaltender Besorgnis in den Unternehmen angesichts der langen Liste
von Abwärtsrisiken, die im Juni mit den zunehmenden Spannungen am
Persischen Golf sogar noch länger geworden ist.

In den Großunternehmen bleibt die Stimmung im Juni unverändert
schlecht. Das praktisch stagnierende Geschäftsklima (-0,1 Zähler auf
-5,1 Saldenpunkte) resultiert aus gegenläufigen Bewegungen der beiden
Komponenten: Während die Geschäftserwartungen der großen Unternehmen
um 0,8 Zähler auf -10,4 Saldenpunkte sinken, steigen die Lageurteile
um 0,6 Zähler auf bescheidene 0,5 Saldenpunkte.

Die erneuten Klimarückgänge im Verarbeitenden Gewerbe sind
angesichts flauer Weltkonjunktur, schwelender Handelskonflikte, der
nach wie vor ungelösten Brexit-Frage und wachsender geopolitischer
Risiken kaum überraschend. Die allgemeine Stimmung wie auch die
Exporterwartungen des Verarbeitenden Gewerbes notieren nach weiteren
Rückgängen im Juni in beiden Unternehmensklassen inzwischen deutlich
im roten Bereich. „Vor diesem Hintergrund sehen wir mit zunehmender
Sorge, dass auch die bislang tragenden binnenwirtschaftlichen Säulen
der Konjunktur immer mehr Risse bekommen“, sagt Dr. Klaus Borger,
Konjunktur- und Deutschlandexperte bei KfW Research.

In der Baubranche bekommt die lange Zeit euphorische Stimmung
erste Kratzer ab (Mittelständler: -1,5 Zähler auf 29,6 Saldenpunkte;
Großunternehmen: -2,5 Zähler auf 29,1 Saldenpunkte). Bei den
Dienstleistungen trübt sich das Geschäftsklima schon seit einiger
Zeit schleichend ein, genauso wie im Großhandel, wo es inzwischen
sogar leicht ins Negative gekippt ist. Die positive Ausnahme in der
allgemein gedrückten Stimmung zu Sommerbeginn ist der Einzelhandel.
Das mittelständische Einzelhandelsklima verbessert sich um deutliche
3,1 Zähler auf 14,5 Saldenpunkte und bei den großen Einzelhändlern
macht die Stimmung sogar einen regelrechten Sprung nach oben (+7,3
Zähler auf 12,2 Saldenpunkte). Zumindest kurzfristig ist die Rolle
des Konsums als Stütze der Konjunktur nicht in Gefahr. Dennoch ist
fraglich, ob sich das Einzelhandelsklima perspektivisch auf diesem
guten Niveau halten kann, denn der lange verlässlich kräftige
Rückenwind vom Arbeitsmarkt für die Konsumnachfrage flaut zusehends
ab.

„Die Botschaft des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Juni ist
alles in allem ernüchternd. Hinter die auch von uns erwartete
moderate Konjunkturerholung ist ein immer größeres Fragezeichen zu
setzen“, sagt Borger. „Angesichts der zahlreichen
außenwirtschaftlichen Belastungsfaktoren sind die negativen
Erwartungen in den Unternehmen verständlich und dürften nicht zuletzt
die Investitionsbereitschaft schmälern. Bisher schafft die
Binnennachfrage ein Gegengewicht, weswegen wir unsere Hoffnung auf
eine moderate Konjunkturerholung ab dem zweiten Halbjahr noch nicht
aufgeben wollen. Entscheidend wird dabei allerdings sein, dass sich
die globale Risikosituation zumindest teilweise entspannt, die
Weltwirtschaft wieder etwas mehr Fahrt aufnimmt und die
Industrierezession endet, bevor sie den Arbeitsmarkt und die
Binnenbranchen noch stärker infiziert.“

Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter:
www.kfw.de/mittelstandsbarometer.

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