– Mittelständisches Geschäftsklima sinkt im August erstmals seit
viereinhalb Jahren unter die Nulllinie
– Geschäftslage und -erwartungen mit deutlichen Rückgängen
– Technische Rezession in Deutschland wohl nicht mehr zu vermeiden
Die in den Großunternehmen schon länger unterkühlte Stimmung
greift mit rund einem halben Jahr Verzögerung nun auch auf den
deutschen Mittelstand über. Das Geschäftsklima der kleinen und
mittleren Unternehmen fällt im August um 4,2 Zähler auf -1,5
Saldenpunkte – das erste Ergebnis unterhalb der Nulllinie seit
Februar 2015. Beide Klimakomponenten belegen die schwindende
konjunkturelle Widerstandskraft: Die Einschätzung der aktuellen
Geschäftslage verringert sich um beachtliche 5,1 Zähler auf jetzt
noch 10,1 Saldenpunkte. Gleichzeitig sinken die mittelständischen
Geschäftserwartungen um ebenfalls sehr deutliche 3,5 Zähler gegenüber
Juli. Mit nunmehr -12,3 Saldenpunkten rutschen sie noch tiefer ins
Minus und nähern sich damit den schon seit dem Frühjahr ausgesprochen
pessimistischen Erwartungen der großen Unternehmen an. Auch in den
Großunternehmen kühlt das Geschäftsklima im August weiter ab (-2,5
Zähler auf -13,1 Saldenpunkte). Sowohl deren Geschäftslageurteile als
auch deren Geschäftserwartungen notieren schwächer (-2,7 Zähler auf
-8,3 Saldenpunkte bzw. -2,4 Zähler auf -17,9 Saldenpunkte).
Der anhaltende Verfall der Lageurteile in Großunternehmen und
Mittelstand lässt ein schwaches drittes Quartal befürchten, nachdem
die Wirtschaftsleistung schon im zweiten Quartal leicht rückläufig
war. Die Erwartungen beider Unternehmensgrößenklassen bringen darüber
hinaus einen sehr pessimistischen Blick auf die kommenden sechs
Monate zum Ausdruck. Konnte der in der Breite auf das Inland
fokussierte Mittelstand bislang von der noch relativ soliden
Binnennachfrage profitieren, so bekommt auch er allmählich die
direkten und indirekten Folgen des heftigen außenwirtschaftlichen
Gegenwinds einschließlich der handelspolitischen Unwägbarkeiten zu
spüren. Die Binnenwirtschaft hat sich an der außenwirtschaftlichen
Schwäche angesteckt. Von diesen Ansteckungseffekten betroffen sind in
erster Linie der an der Schnittstelle von In- und Auslandsmärkten
tätige Großhandel und nun auch die Dienstleistungen.
Vor allem die industrienahen Unternehmensdienstleistungen dürften
leiden. Denn in keinem anderen Wirtschaftsbereich ist das
Geschäftsklima momentan so schlecht wie im exportstarken
Verarbeitenden Gewerbe (Mittelständler: -2,1 Zähler auf -13,3
Saldenpunkte; Großunternehmen: +1,2 Zähler auf -22,4 Saldenpunkte).
Ihm machen nicht nur die flaue Weltkonjunktur, die Eskalation der
Handelskonflikte und der Brexit Sorgen. Die auf zyklische
Investitionsgüter spezialisierte deutsche Industrie hat es auch
deshalb schwer, weil viele Unternehmen in Deutschland und weltweit
Investitionsentscheidungen zurzeit aufschieben dürften, bis sich der
Nebel der politischen Unsicherheit zumindest wieder etwas lichtet.
„Mit zunehmender Deutlichkeit zeichnet sich für Deutschland eine
technische Rezession ab: Nachdem die Wirtschaftsleistung bereits im
zweiten Quartal um 0,1 % nachgegeben hat, erwarte ich zumindest für
das dritte Quartal einen weiteren leichten Rückgang“, sagt Dr. Klaus
Borger, Ökonom bei KfW Research. „Dank des guten Jahresstarts dürfte
das Realwachstum im Gesamtjahr 2019 gleichwohl noch 0,4 % betragen
und sich im kommenden Jahr leicht auf 0,6 % erholen. Dabei gehe ich
davon aus, dass die Brexit-Schäden letztlich begrenzt bleiben, selbst
bei einem noch immer möglichen Ausscheiden des Vereinigten
Königreichs ohne Vertrag.“ Zudem sollten sich die Handelskonflikte im
Vorfeld der für den 3. November 2020 terminierten US-Wahl zumindest
etwas entspannen, weil die Trump-Administration im Wahlkampf
sicherlich mit guten Konjunktur- und Aktienmarktzahlen glänzen wolle,
vermutet Borger.
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter:
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