Köln. Papst Franziskus erwägt offenbar einen
Solidaritätsbesuch in der Nahost-Krisenregion. „Der Gedanke scheint
ihn tatsächlich zu beschäftigen“, sagte der Menschenrechtsbotschafter
der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, dem
„Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag-Ausgabe) nach einem Gespräch mit
Franziskus, das Mitte Juli stattfand. „Wir haben als Vertreter des
Ökumenischen Rats der Kirchen und der Weltweiten Evangelischen
Allianz vorgeschlagen, eine hochrangig besetzte ökumenische
Delegation in mehrere Länder der Nahost-Krisenregion zu senden. Der
Papst hat sehr zustimmend reagiert. Er will diese Idee nach eigenen
Worten wohlwollend prüfen.“ Schirrmacher verwies darauf, dass der
„Außenminister“ des Vatikans, Erzbischof Dominique Mamberti, am
Mittwoch eine diplomatische Initiative des Staatssekretariats
ankündigte, um die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft auf die Lage
der Christen im Irak zu lenken. Zu einer möglichen Reise in die
Region sagte der Papst nach Schirrmachers Worten, er müsse zuvor
sicher sein, dass ein solcher Besuch von allen christlichen Kirchen
in der Region gewünscht und nicht als Akt katholischer Dominanz oder
Geltungssucht verstanden wird. „Daran sieht man: Der Einsatz für die
Verfolgten ist schon unter uns Christen selbst ein mühsames
Geschäft“, so Schirrmacher. Der Papst agiere aber „sehr geschickt im
Bemühen, die Eifersüchteleien zwischen den Konfessionen nicht zu
befeuern“. Bei seinem Besuch in Israel und dem Libanon zum Beispiel
habe er immer den orthodoxen Ökumenischen Patriarchen an seiner Seite
gehabt, so Schirrmacher. Mit Blick auf die aktuelle Verfolgung im
Irak fügte der Direktor des Internationalen Instituts für
Religionsfreiheit mit Sitz in Bonn, Kapstadt und Colombo hinzu: „Es
leiden nicht allein die Christen, sondern auch andere religiöse
Minderheiten, ja alle, die nicht hundertprozentig auf der Linie der
IS-Fanatiker liegen.“ Der binnenkirchliche Blick sei bisweilen noch
zu sehr auf die eigenen Leute gerichtet. „Bildlich würde ich sagen:
Dreckig geht es allen. Aber den Christen – das muss man schon
hinzufügen – geht es doppelt dreckig.“
Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 3149
Weitere Informationen unter:
http://