Köln. In der Debatte über eine Einflussnahme von
Bundespräsident Christian Wulff auf Medienberichte hat der frühere
Chefredakteur von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“, Hans Werner
Kilz, den Journalisten mehr Gelassenheit empfohlen. Verärgerte Anrufe
von Spitzenpolitikern bei Chefredakteuren seien „das Normalste von
der Welt“, sagte Kilz dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag-Ausgabe).
„Journalisten sollten nicht so larmoyant sein.“ Er verstehe zwar,
„dass die Journalistenverbände jetzt Zeter und Mordio schreien
müssen, weil angeblich die Pressefreiheit in Gefahr sei.“ Man müsse
in solchen Fällen „eben den Rücken durchdrücken.“ Kilz betrachtet
Wulffs Verhalten aber weniger als eine Gefahr denn als einzigartige
Dummheit. „Ich sehe den Kollegen Kai Diekmann ja förmlich zittern vor
Angst“, so Kilz mit Blick auf Wulffs Anruf beim Chefredakteur der
Bild-Zeitung. „Ein so törichtes Vorgehen wie bei Wulff habe ich noch
bei keinem Spitzenpolitiker erlebt. Spätestens als Diekmanns Mailbox
ansprang, hätte er auflegen müssen. Stattdessen hat er ein
Tondokument geliefert, mit dem er sich jetzt vorführen lassen muss.
Das schadet dem Amt und gibt den Amtsinhaber der Lächerlichkeit
preis.“ Einen „Machtkampf“ zwischen Wulff und den Medien gibt es Kilz
zufolge nicht. Es komme derzeit lediglich zu einer Solidarisierung
innerhalb der gesamten Presse gegen einen Angriff von außen.
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