Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der
deutschen Wirtschaft Michael Hüther erwartet kräftige Lohnerhöhungen
in diesem Jahr. „Lassen Sie die drei vor dem Komma stehen, um den
Spielraum abzustecken“, sagte Hüther dem Kölner Stadt-Anzeiger
(Wochenendausgabe). Da die Preise stabil seien, „wird dieses Jahr mit
Sicherheit real etwas bei den Arbeitnehmern ankommen“, so der Ökonom.
Auch die Eurokrise werde dabei keinen Strich durch die Rechung
machen. Die EU-Währung sei „stabiler als die D-Mark sowohl nach innen
wie nach außen“. Statt einer Währungskrise handele es sich bei den
derzeitigen Turbulenzen um „eine Krise des politischen Handelns in
der Europäischen Währungsunion“.
Der Vorschlag von Ex-BDI-Chef Hans Olaf Henkel zur Eurorettung,
nämlich die Aufteilung in einen Nord- und einen Süd-Euro, ist laut
Hüther „absoluter Schmarrn“. Mit einer solchen Aufspaltung werde die
europäische Wirtschaftsunion zerstört. „Der Nord-Euro würde kräftig
gegenüber dem Süd-Euro aufwerten“, sagte Hüther. Für den Ökonom zöge
ein solcher Schritt die „dramatischen Auswirkungen eines
deflationären Schocks“ nach sich. „Die Aufwertung würde heftig
ausfallen und könnte bis zur Hälfte aller Jobs in der Exportindustrie
zerstören.“ Kurzfristig seien dabei „2,5 bis 3 Millionen“ Jobs
bedroht.
Um die europäische Integrationskraft zu stärken und einen
Ausgleich zwischen starken und schwachen Nationen zu fördern, sollten
laut Hüther „klar definierte europäische Themen, die aufgrund ihrer
externen Effekte auf alle Mitglieder ausstrahlen, vergemeinschaftet
werden“. Dabei kämen die europäischen Infrastrukturnetze oder die
Verteidigung“ in Frage. „Für diese exakt umrissenen europäischen
Aufgaben könnte man dann eine Zweckfinanzierung auf EU-Ebene
organisieren. Genau wie es heute Bundesautobahnen gibt, würde es dann
transeuropäische Autobahnen geben, die über die europäische Ebene
finanziert würden“, sagte Hüther der Zeitung.
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