Kölner Stadt-Anzeiger: Nach Tolu-Freilassung: Kölner Wissenschaftler hofft auf Ausreise aus der Türkei

Nach der Freilassung der deutschen Journalistin
Mesale Tolu (33) aus der Untersuchungshaft in der Türkei rechnet der
Kölner Soziologe Sharo Garip (51) damit, dass die türkischen Behörden
am heutigen Dienstag sein Ausreiseverbot aufheben werden. Seit
Januar 2016 darf der deutsche Staatsbürger die Türkei nicht
verlassen, weil er als einer von fast 2000 Wissenschaftlern damals
eine Online-Petition der „Akademiker für den Frieden“ unterzeichnet
hatte. Sie beinhaltet einen Appell an den türkischen Staat, die
Friedensverhandlungen mit den Kurden wiederaufzunehmen. Am heutigen
Dienstag muss sich Garip vor dem Gericht in Istanbul wegen des
Vorwurfs der Unterstützung und Mitgliedschaft in der
Terrororganisation PKK verantworten. Der Prozess gegen den Kölner ist
nur einer von mindestens 300, die in den nächsten Monaten folgen und
von internationalen Beobachtern als Schauprozesse gewertet werden.
Bisher gab es schon drei Prozesstermine gegen Mitglieder der
„Akademiker für den Frieden“ – alle noch ohne Urteile. „Nach der
Freilassung von Mesale Tolu aus der Untersuchungshaft hat man mir
signalisiert, dass ich mit einer Aufhebung des Ausreiseverbots
rechnen kann“, sagte Garip dem „Kölner Stadt-Anzeiger“
(Dienstagsausgabe). Sechsmal hat seine Rechtsanwältin Widerspruch
gegen das Ausreiseverbot erhoben. Das sei mit der Begründung
abgelehnt worden, „dass ich ein Ausländer bin und man mich nicht
ausfindig machen könne“. Das falle mit dem Prozessauftakt weg. Das
Verbot sei „totale Willkür und Freiheitsberaubung“. Seinen Beruf kann
Garip nicht mehr ausüben. „Ich kann in Istanbul nur spazieren gehen.
Mehr nicht.“

https://www.ksta.de/politik/prozess-in-istanbul-koelner-soziologe-
hofft-auf-ausreise-aus-der-tuerkei-29316318

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