Der Berater der Bundesregierung, Clemens Fuest, hat
die Abwertung mehrerer Euro-Länder durch die Rating-Agentur
„Standard&Poor–s“ verteidigt. „Die Rating-Agenturen haben überhaupt
keine Anreize, politisch zu handeln“, sagte der an der Universität
Oxford lehrende Finanzexperte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“
(Dienstag-Ausgabe). Er widersprach damit Äußerungen unter anderem
des EU-Währungskommissars Olli Rehn und des CDU-Europa-Abgeordneten
Elmar Brok. Letzterer hatte von einem „Wäh-rungskrieg“ der USA
gesprochen. Fuest sagte: „Wenn die Politik behauptet, hinter den
Herabstufungen stünden politische Kräfte oder eine
Europa-Feindlichkeit, hat dies da-mit zu tun, dass die Politik hier
von eigenen Versäumnissen ablenken will.“
Die Agenturen hätten die Aufgabe, „die Situation nüchtern zu
beurteilen und Kapital-anlegern brauchbare Informationen zu liefern“.
Es gebe gute Gründe, Frankreich und andere Länder kritisch zu sehen.
„Gerade im Falle Frankreichs ist die politische Über-zeugung, mit dem
Schuldenmachen aufzuhören, nicht sonderlich groß.“ Auch Deutsch-land
könnte seine Top-Bonität schon bald verlieren. „Die Chancen stehen
50:50″.
Eine europäische Rating-Agentur werde nur dann ernst genommen,
sagte Fuest, wenn sie wirklich unabhängig wäre. „Zudem weiß niemand,
ob sie nicht zu ähnlichen Ergeb-nissen wie die amerikanischen
Agenturen käme.“
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