Köln. Der Sprengstoff der Bombe, die im Juli 2000 an
der Düsseldorfer S-Bahnhaltestelle Wehrhahn detonierte, stammte aus
Handgranaten der Bundeswehr. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“
(Donnerstag-Ausgabe) kurz vor dem Prozessauftakt am Donnerstag vor
dem Düsseldorfer Landgericht erfuhr, geht dies aus den Ermittlungen
gegen den 51-jährigen Angeklagten Ralf S. hervor. Demnach soll der
rechtsradikale Militaria-Händler und ehemalige Bundeswehrsoldat
gegenüber einer Freundin geprahlt haben, dass die Polizei kurz nach
dem Anschlag bei der Durchsuchung in seinen Räumen keine Handgranaten
gefunden habe, da er diese „in ekligem Schmodder versteckt gehalten
und entsorgt habe“. Auch gab seine Lebensgefährtin in einer
Vernehmung nun an, sie habe den selbstgebastelten Sprengkörper
gesehen.
Zudem fand sich nach Informationen der Zeitung bei der Auswertung
seines Computers eine brisante Fotostrecke. Die Aufnahmen zeigen
nicht nur den Tatort, sondern auch die gegenüberliegende
Bushaltestelle mit der besten Sicht auf das Geländer, an dem der
Sprengsatz platziert worden war. Auch hatte der Angeklagte den
Stromkasten fotografiert, von dem der Attentäter kurz nach 15 Uhr an
jenem Julitag mittels Fernzündung die Bombe detonieren ließ. Ralf S.
soll 2014 während der Verbüßung einer kurzen Haftstrafe gegenüber
einem Gefangenen mit der Tat geprahlt haben. Der Angeklagte als auch
sein Verteidiger bestreiten jegliche Schuld. Der psychiatrische
Gutachter indes hält nach eingehender Befragung den Neo-Nazi für
schuldfähig. Vieles spreche dafür, dass die Anklage zutreffe. Die
monatelange Planung des Attentats deute darauf hin, dass Ralf S.
vollständig steuerungsfähig gewesen sei.
https://www.ksta.de/nrw/wehrhahn-anschlag-sprengstoff-fuer-das-att
entat-stammt-aus-handgranaten-der-bundeswehr–29549666
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