Kölner Stadt-Anzeiger: Studie: Mängel in der Bankenaufsicht kirchlicher Geldinstitute Aufsichtsräte mit zu wenig Fachkompetenz, zu vielen Mitgliedern und extrem niedrigem Frauenanteil

Köln. Die Bankenaufsicht der kirchlichen
Geldinstitute weist zum Teil erhebliche Schwächen auf. Dies ist das
Ergebnis einer vergleichenden Studie, über die der „Kölner
Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch-Ausgabe) berichtet. Ganz oben auf
Mängelliste stehen fehlende Unabhängigkeit und mangelnde fachliche
Expertise der 148 Mandatsträger in den 14 Banken, die mehrheitlich im
Kirchenbesitz sind. Acht von ihnen rangieren mit ihren Bilanzsummen
unter den 30 größten der mehr als 1000 Volks- und Raiffeisenbanken in
Deutschland. „Oft gleichen die Aufsichtsräte von Kirchenbanken einer
Versammlung der Großkunden. Hier besteht die Gefahr eines
Interessenkonflikts“, zitiert die Zeitung aus der 60-seitigen Studie.
In den katholischen Banken dominieren vielfach Theologen die
Aufsichtsräte, auf evangelischer Seite bilden Juristen ein
Übergewicht. Die fachliche Kompetenz reiche damit nicht in allen
Fällen aus, um wirksam Aufsicht zu betreiben und mitzuentscheiden.
Die Studie moniert zudem die Aufblähung der Kontrollgremien. „Mit bis
zu 17 und durchschnittlich elf Mitgliedern sind viele Aufsichtsräte
zu groß für eine produktive Zusammenarbeit.“ Umso deutlicher fällt
demgegenüber der extrem niedrige Frauenanteil auf. Die Frauenquote
liegt bei nur zehn Prozent. In den evangelischen Banken ist sie mit
fünf Prozent im Schnitt deutlich geringer als in den katholischen
Instituten (13 Prozent). Keiner der Aufsichtsräte wird von einer Frau
geleitet. Als problematisch sieht die FOM-Studie Doppelmandate
einzelner Mitglieder oder die gleichzeitige Entsendung von
Vorgesetzten und Untergebenen. Auch hier bestehe die Gefahr von
Interessenkonflikten. Der kirchliche Bankensektor sei somit von
Transparenz und Professionalität der Kontrolle noch ein gutes Stück
entfernt, sagte Professor Ulrich Hemel, Chef des „Instituts für
Sozialstrategie“, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es wäre wünschenswert,
dass die Kirche „viel stärker vorangeht und als Protagonist Maßstäbe
setzt“.

Am problematischsten sind die Verhältnisse laut Studie in der
„Liga-Bank“ des Bistums Regensburg. Sie ist mit einer Bilanzsumme von
mehr als 4,5 Milliarden Euro (2013) das größte der katholischen
Institute. Ihr Aufsichtsrat hat 17 Mitglieder, die alle bei der
Kirche beschäftigt sind, 13 von ihnen sind Priester, nur ein Mitglied
ist Wirtschaftswissenschaftler. Das einzige weibliche Mitglied ist
Ordensschwester.

Als vorbildlich stellt die FOM-Studie die „Bank im Bistum Essen“
(Bilanzsumme 4,4 Milliarden Euro) mit einem nur siebenköpfigen
Aufsichtsrat heraus. Drei Mitglieder sind Frauen, drei kommen aus der
freien Wirtschaft.

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