Köln. Der Bochumer Professor für Exegese des Neuen
Testaments, Thomas Söding, hat der Aussage von Papst Franziskus
widersprochen, die deutsche Vaterunser-Bitte „Und führe uns nicht in
Versuchung“ sei „keine gute Übersetzung“. „Seit Martin Luther ist die
deutsche Übersetzung des Vaterunsers ein und dieselbe. Sie ist
präzise, und sie ist tief. Falsch ist nur die Behauptung, die
Übersetzung sei falsch“, sagte Söding in einem Interview mit dem
„Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe). Söding hatte in der
Reformkommission mitgearbeitet, die 2017 eine Neufassung der
Einheitsübersetzung der Bibel von Altem und Neuem Testament vorlegte.
Er riet den Christen: „Sie sollen beten, was sie immer gebetet haben:
Und führe uns nicht in Versuchung.“
Der Papst hatte an der deutschen Vaterunser-Bitte kritisiert, dass
nicht Gott, sondern der Satan in Versuchung führe. Söding erläuterte,
der Papst wolle „zwischen einer philologisch richtigen Übersetzung
der Bibel und der Sprache von Gebet oder Liturgie unterscheiden“. Das
sei nicht unmöglich. „Aber in diesem Fall bin ich dagegen“, erklärte
er. Zu Hinweisen, Jesus habe Aramäisch gesprochen, die Bibeltexte
lägen aber nur in Griechisch vor, sagte der Theologe: „Uns ist als
einzige verbindliche Quelle der griechische Text der Bibel
zugänglich. Viele überlieferte Jesusworte darin sind so alt, wie sie
nur alt sein können: Sie gehen zurück auf den Umkreis der ersten
Jünger.“ Man könne nicht aus einer „angeblich falschen Übersetzung
das richtige Original rekonstruieren wollen. Das ist methodisch
absurd.“
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