Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut
Königshaus (FDP), hat sein Vorgehen im Zuge der jüngsten Affären auf
dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ verteidigt. „Ich habe meine
gesetzliche Informationspflicht gegenüber dem Parlament erfüllt,
nicht mehr und nicht weniger“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“
(Freitag-Ausgabe). So werde „zu Unrecht kritisiert, der
Wehrbeauftragte habe sich nur um die Beschwerdeführer gekümmert.
Darauf sage ich: Ja, denn das ist meine Aufgabe. So steht es im
Gesetz. Ich bekomme rund 6000 Eingaben pro Jahr. Wenn auf einem
Schiff 250 Soldaten sagen, es ist alles in Ordnung, und vier sagen,
ich bin in meinen Rechten verletzt worden, dann habe ich diesen vier
Beschwerden nachzugehen.“ Königshaus hatte im Januar in einem Bericht
an den Verteidigungsausschuss des Bundestages von Klagen über Drill
und Schikane an Bord des Schiffes berichtet. Die Deutsche Marine war
später in einem vom Verteidigungsministerium allerdings monierten
Bericht zu dem Ergebnis gekommen, auf dem Schiff sei alles in Ordnung
gewesen, obwohl dort innerhalb von zwei Jahren zwei jungen
Kadettinnen aus nicht geklärten Gründen umkamen. Der Wehrbeauftragte
beharrte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zudem weiter darauf,
dass es „Verbesserungsmöglichkeiten“ bei der Sicherheit, der
Befehlslage und bei bestimmten Ritualen an Bord gebe. So sei es nicht
nötig, Offiziersanwärter nachts aufentern zu lassen. Auch müssten
Ret-tungswesten mit GPS-fähigen Transpondern ausgestattet sein. „Wie
nötig das ist, zeigt spätestens der Tod von Jenny Böken, die 2008
über Bord ging und dabei umkam.“ Angesichts der Tatsache, dass
männliche Kadetten auf der „Gorch Fock“ demonstrativ weibliche Slips
an eine Wäscheleine hängten, die sie beim Landgang „erbeutet“ hatten,
erklärte Königshaus: „Das mag ja mal Tradition gewesen sein. Aber wir
haben heute auch weibliche Mitglieder an Bord. Und die fühlen sich
durch so etwas gestört und haben das entsprechend kritisiert. So
etwas hat auf einem Schiff der Deutschen Marine nichts zu suchen.“
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