Kölnische Rundschau: zu Sigmar Gabriel und der Krise im Libanon¶

Tölpelhaft

Sandro Schmidt zu Sigmar Gabriel und der Krise im Libanon¶

Die Causa Hariri bleibt vorerst undurchsichtig. Immerhin hat die
diplomatisch höchst geschickte, hinter den Kulissen vorangetriebene
französische Initiative den – angeblich zurückgetretenen –
libanesischen Ministerpräsidenten aus dem unmittelbaren
Einflussbereich Saudi-Arabiens befreit. Möglicherweise die letzte
Chance für das fragile kleine Land am Mittelmeer, nicht durch das
ohne Rücksicht auf Verluste geführte Ringen um Vorherrschaft in der
Region zwischen den Saudis und Iran in einen weiteren
Stellvertreterkrieg hineingezogen zu werden. Emmanuel Macrons zu
Recht gefeierter Coup lässt den überflüssigen Auftritt von
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel umso tölpelhafter erscheinen.
Überflüssig, weil eine auf dem offenen Markt vorgetragene Attacke
gegen Saudi-Arabien weder Hariri noch dem Libanon oder den deutschen
Einflussmöglichkeiten auf die komplizierte Gemengelage im Nahen Osten
nützt. Im Gegenteil. Es schürt in Riad den Verdacht, Berlin habe sich
auf die Seite des Erzfeindes in Teheran geschlagen – und sei insofern
nicht mehr vertrauenswürdig. Tölpelhaft, weil mit moralischem Gestus
vorgetragene verbale Polterei in der Außenpolitik selten einer Lösung
in der Sache gedient hat. Sigmar Gabriel ist nur noch kommissarisch
im Amt – und absehbar nicht mehr allzu lange. Insofern wird die von
ihm leichtfertig provozierte diplomatische Krise mit Riad das
bilaterale Verhältnis nicht dauerhaft belasten. Dennoch ist
zerbrochenes Porzellan zu kitten – nur weil der Außenminister sein
Temperament nicht im Griff hat.

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