Kommentar / Die CDU steckt in Lebensgefahr = Von Kristina Dunz

Vielen CDU-Politikern war früh klar, dass der Übergang von
Angela Merkel zu einem Nachfolger an der Parteispitze schwer werden wird. Dass
die Volkspartei aber Gefahr läuft, sich wie die SPD zu zerlegen – das hätten
selbst Pessimisten kaum für möglich gehalten.

Merkels Favoritin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde mehr von der eigenen Truppe
als vom politischen Gegner zermürbt, und sie konnte das Vakuum nicht füllen,
zwar Parteichefin, aber nicht Kanzlerkandidatin zu sein. Und worauf steuert die
CDU jetzt zu? Auf genau dieselbe Crux. Erst wird wohl der Parteivorsitz und
Monate später die Kanzlerkandidatur geklärt. Zeit, um auch den nächsten
Vorsitzenden zu beschädigen.

Unterdessen erweist sich der CDU-Beschluss, gleichermaßen weder mit der AfD noch
mit den Linken zusammenzuarbeiten, als ein von Westsicht geprägter Knebelvertrag
für Landesverbände im Osten. Die Folgen sind in dem schwankenden Vorgehen der
CDU in Thüringen zu bestaunen.

Die Bundespartei setzte zwei Parteien gleich, die nicht gleichzusetzen sind: Die
Linke, die SED-Nachfolgepartei, beweist in Regierungsbeteiligungen von
neuerdings in Bremen bis langjährig im Osten, dass sie die parlamentarische
Demokratie leben will und kann. Die AfD nimmt die gegenteilige Entwicklung, sie
radikalisiert sich.

Im Bund verharren die Christdemokraten in Umfragen bei 27 Prozent, in
Großstädten wie Hamburg stürzen sie auf das Niveau der kleinen Parteien. Ganz
gleich, wer nächster CDU-Chef wird – er muss vor allem eines können: die
Menschen für diese Partei begeistern. Dafür muss die CDU aufhören, sich mit sich
selbst zu beschäftigen. Absehbar ist das allerdings nicht.

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