Das Anliegen von Norbert Walter-Borjans ist ehrenwert: Er 
will etwas tun gegen die Krise am Wohnungsmarkt, die besonders Studierende, 
Berufsanfänger und junge Familien trifft, die eine neue Bleibe suchen und sich 
hohe Großstadtmieten nicht leisten können. Wenn Deutschland eine soziale Frage 
hat, dann hier. Doch die vom SPD-Chef vorgeschlagene Bodenwertzuwachssteuer geht
in die falsche Richtung und beschädigt ihn nur selbst. Zum einen lässt 
Walter-Borjans viele Fragen offen: Will er etwa auch die Oma belangen, deren 
Häuschen auf dem Papier plötzlich mehr wert ist? Das lässt Erinnerungen an 
frühere SPD-Chefs wachwerden, die wie Martin Schulz über ihre unglückliche 
Taktik stolperten. Zum anderen ergibt eine solche Steuer ökonomisch keinen Sinn.
Schon im zweiten Semester lernen Wirtschaftsstudenten, dass die Einmischung des 
Staates in den Preismechanismus nichts bringt, sondern nur die Lage für alle 
verschlechtert. Wer die Wohnungskrise entschärfen will, darf also Investoren 
nicht mit neuen Steuern bestrafen, sondern muss im Gegenteil die Anreize für sie
erhöhen. Das sollte der Ökonom Walter-Borjans eigentlich wissen. Als früherer 
Finanzminister sollte er zudem wissen, dass der Staat bereits massiv Steuern 
erhebt auf Besitz und Verkauf von Grundstücken sowie die Spekulation mit ihnen: 
Schon jetzt werden Milliarden an Grund-, Grunderwerb- und Spekulationssteuer 
gezahlt. Sein Plan würde nur zu einer verfassungsrechtlich unzulässigen 
Doppelbesteuerung führen. Erst der Anti-Schuldenbremsen-Vorstoß und nun die 
Bodensteuer – in wenigen Tagen hat sich Walter-Borjans zweimal als ökonomisches 
Leichtgewicht präsentiert. Das wirft die Frage auf, ob der SPD-Chef mehr zu 
bieten hat als heiße Luft für die Parteifreunde, die sich nach einem Linksruck 
sehnen.
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