Auf dem Rücken Tausender Privatreisender, die über
Weihnachten und Silvester Freunde und Familie besuchen, trägt die
Flugbegleitergewerkschaft Ufo ihren endlosen Tarifkonflikt mit der Lufthansa
aus. Ihr Streik bei Germanwings zwischen den Jahren ist unfair gegenüber den
Passagieren und unangemessen in der Sache. Denn beide Seiten hatten einem
Schlichtungsverfahren ja schon zugestimmt. Während einer Schlichtung zu
streiken, ist völlig unüblich.
Die Gewerkschaft kann dafür auch keine nachvollziehbaren Gründe anführen.
Offiziell will sie „nur“ moderate zwei Prozent mehr Lohn und höhere Spesen für
das Kabinenpersonal durchsetzen. Das rechtfertigt keine so drastische Maßnahme
wie diesen Streik über Silvester. Man will darüber hinaus zwar auch über eine
geplante Vereinbarung zur Abschmelzung von Altersvorsorge-Leistungen des
Konzerns sprechen. Hier hatten aber beide Seiten schon Verhandlungsbereitschaft
signalisiert, auch die Lufthansa. Auch dies kann also kein ausreichender
Streikgrund sein.
Die wahren Gründe liegen tiefer und sind psychologischer Natur. Offenkundig ist
das Vertrauen der Gewerkschafter in den Lufthansa-Vorstand verloren gegangen,
dass er überhaupt mit ihnen ernsthaft verhandeln will. Hier rächt sich, dass
Lufthansa-Chef Spohr gegenüber Ufo in den vergangenen Monaten einen überaus
harten Kurs gefahren hat. Er überzog die Gewerkschaftsführung mit Klagen und
zweifelte vor Gericht sogar an, dass Ufo die Flugbegleiter vertreten darf. Spohr
hoffte, die Spartengewerkschaft loszuwerden und perspektivisch durch die größere
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi als Partner zu ersetzen. Das gelang jedoch
nicht. Der Vorschlag, zunächst einen Mediator einzusetzen, um vor der
Schlichtung wieder das nötige Vertrauen herzustellen, macht viel Sinn.
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