Miteinander reden kann Spaß machen, muss es aber nicht. Gerade wenn es um Arbeitsanweisungen, Fortschrittsberichte oder Ursachensuche geht, sind Gespräche schwierig, anstrengend und vielfach kontraproduktiv. Was gern übersehen wird, sind die Rahmenbedingungen von Kommunikation:
• Ort
• Zeit
• Mensch
• Ziel
Lassen sich Ort und Zeit noch sachlich bestimmen, ist ihre Auswahl in manchen Situationen bereits richtungsweisend. Nicht jeder ist morgens um 8.30 Uhr hellwach und nach 14 Uhr haben viele ein biologisches Tief. Ein Raum, der von Sonnenlicht durchflutet ist, muss verdunkelt werden, um Präsentationen anzuschauen. Um eine positive Stimmung zu erzielen, ist Sonnenlicht jedoch durchaus zu empfehlen. Die Bandbreite zwischen Abstellkammern und transparenten Glaskästen ist groß; nichtsdestotrotz werden in vielen Unternehmen gerade diese Extreme als Besprechungsräume vorgehalten.
Der Faktor „Mensch“ ist eine unberechenbare Größe, auch wenn man einander schon länger kennt. Auch die Frage nach dem Ziel differiert häufig zwischen Führungskräften, Kollegen und Experten. Diese Faktoren werden in Gesprächen selten bis nie erwähnt, noch weniger zum entscheidenden Kriterium gemacht. So bleibt es bei den Führungskräften, ihre Leute zu beeinflussen, zu manipulieren und zu motivieren.
TIPP: Schon beim Wort Manipulation sträubt sich Ihr Verstand? Dann haben Sie die negative Konnotation, die mit diesen Wort gelehrt wird, verinnerlicht. Wer Manipulation als „schlecht“ definiert, diffamiert die Strategien elterlicher Erziehung und jene der Verhaltenstherapie. Sich selbst und andere zu manipulieren, ist hier Pflicht.
Eine Überzeugung mit Sachargumenten, die am häufigsten behauptete Form des Gesprächszieles, funktioniert nicht. Rationale Argumente werden erst dann wahrgenommen, wenn die emotionale Bereitschaft dafür gegeben ist. Und eine emotionale Bereitschaft liegt vor, wenn die Gesprächspartner eine gemeinsame Kontaktebene gefunden haben. Um diese herzustellen, wird manipuliert. Die entscheidende Frage ist, ob dies unbewusst oder bewusst geschieht.
• Fragen stellen
• zuhören
• emotionalisieren
sind die Faktoren, die manipulieren und eine konstruktive Gesprächsebene schaffen. Wer fragt, führt – diese alte Weisheit gilt noch immer. Fragen lenken das Gespräch und wer den Antworten zuhört, erkennt die emotionale Ebene seines Gegenübers. Darauf zu reagieren, ist die Kernaufgabe von Führungskräften, denn nur so gelingt es, einen Kontakt zum Gesprächspartner herzustellen.
Wer fahrig redet, viele „ähs“ und „öhs“ benutzt, ist nicht im Thema. Fehlt das Sachwissen oder eine gründliche Vorbereitung, sind Gespräche oft absolute Zeitverschwendung. Auch eine Zurechtweisung eines Mitarbeiters führt an dieser Stelle nicht zum Ziel, denn er oder sie fühlt sich danach noch schlechter als in seiner peinlichen Redesituation. Gute Führungskräfte befreien ihren Mitabeiter aus der Situation, übertragen das Wort jemand anderem oder vertagen den Punkt auf später.
Wer redet wie ein Wasserfall, ist nicht nur vom Thema begeistert, sondern verliert auch gerne mal den Überblick über die Zuhörenden. Eine sprudelnde Quelle bedarf der Struktur, gelegentlich einer Umlenkung und auf jeden Fall eines ernstgemeinten Dankes. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in ihrem Thema aufgehen, sind mehr als motiviert und exzellente Arbeiter. Sollte allerdings der Vortrag vom Hölzchen aufs Stöckchen führen und sich immer mehr vom Thema entfernen, wird geredet um des Redens willen. Jemand, der auf diese Art gemeinsame Zeit verschwendet, sollte auf sanfte Art gebremst werden oder, sofern möglich, einen Maulkorb einheimsen. Die Zuhörer werden es danken.
Führungskräfte, die über Kreativität, Phantasie und einen weitreichenden Wortschatz verfügen, sind bei der Formulierung von Aufträgen oder einer Zusammenfassung des Gehörten im Vorteil, denn sie können in Bildern sprechen. Ein solches Feedback emotionalisiert ein Thema, es zeichnet mit Worten ein Bild, dem alle folgen können. Auch deshalb ist zuerst der Blick auf die anwesenden Personen wichtig. Welche Bilder teilen sie? Welchem inhaltlichen Rahmen können sie folgen? Ein sprachliches Bild muss passen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter emotional anzusprechen. Wenn sie diesen Rahmen gut finden, sind sie auch bereit, sich einzusetzen. Und erst dann wird effektiv gearbeitet.
Was einfach klingt, ist nicht immer leicht. Auch Führungskräfte haben eine Tagesform, ihre Emotionen und eine Motivation hinsichtlich des Themas. Jedoch besteht der originäre Auftrag von Führungskräften darin, Menschen professionell zu „führen“. Deshalb sollten nur jene als Führungskräfte tätig werden, die Menschen mögen und Freude am Umgang mit ihnen haben.