Lausitzer Rundschau:Äußerlichkeiten und Inhalte Zur umstrittenen Porträt-Ausstellung im brandenburgischen Landtag

Eine Ausstellung, über die niemand diskutiert, hat
ihren Zweck verfehlt. Schon deswegen sind die Ölgemälde des
havelländischen Künstlers Lutz Friedel, die seit einigen Tagen im
neuen Potsdamer Landtag hängen, ein Volltreffer: „Darf ein Hitlerbild
im Landtag hängen?“ Selbst in den USA wird mittlerweile über das
erste deutsche Parlament gesprochen, in dem zur Eröffnung die Bilder
von Massenmördern an der Wand hängen. Die Provokation ist dem
Brandenburger Künstler gut gelungen. Die Debatte um die Schau wirft
aber auch ein Licht auf das intellektuelle Niveau der Brandenburger
Politik. Denn wenn die CDU statt der provokanten Porträts lieber
Landschaftsbilder aus Brandenburg zeigen möchte oder mit einer
Online-Petition für den roten Adler im Plenarsaal kämpft, bewegt sie
sich auf Stammtischniveau. Und lenkt von den wirklichen Problemen ab:
von blassen Spitzenkandidaten, fehlenden Konzepten und
Lösungsansätzen. Natürlich, nicht jeder versteht sofort, was die
Bilder Friedels aussagen sollen. Deswegen ist es wichtig und richtig,
dass es nun erläuternde Erklärungen zu der Ausstellung geben soll.
Schon, damit nicht der Eindruck entsteht, die auf den Gemälden
abgebildeten Massenmörder sollten irgendwie gewürdigt werden. „Dies
ist kein Schloss“, steht schließlich auch in goldenen Lettern an der
Fassade des Parlamentsgebäudes. Doch beim neuen brandenburgischen
Landtag geht es ohnehin schon viel zu viel um die äußere Hülle des
neuen Gebäudes. Die Politik gerät darüber mehr und mehr ins
Hintertreffen. Und wo es wichtig ist, dass der Adler im Plenarsaal
rot ist, und an der Wand die blühende Landschaft hängt, haben
Äußerlichkeiten die Inhalte eben endgültig ersetzt.

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