Lausitzer Rundschau: Am Scheideweg Vor zehn Jahren wurde der Euro eingeführt

Ein Jubiläum ist gewöhnlich ein Grund zum Feiern.
Beim zehnten Geburtstag der Euro-Bargeld-Einführung am 1. Januar
dürfte sich die Sekt-Stimmung allerdings in Grenzen gehalten. haben.
Bis heute klingt bei vielen Bürgern der Abschiedsschmerz von der
D-Mark nach. Und obwohl der Euro zu Unrecht als Teuro gescholten
wird, – die Preissteigerungsrate seit 2002 liegt deutlich unter der
zu D-Mark-Zeiten – ist die europäische Einheitswährung ihr negatives
Image nie so recht losgeworden. Nun scheint daraus eine reale
Bedrohung geworden zu sein. Ein Rettungsschirm nach dem anderen wird
aufgespannt. Die kleinste Recheneinheit ist wie selbstverständlich
die Milliarde. Aber die Märkte spielen mit dem Euro trotzdem weiter
Katz und Maus. Die europäische Einheitswährung kämpft ums Überleben.
Und gerade Deutschland ist daran nicht unschuldig. Wer sich die
Geschichte des Euro anschaut, der muss noch ein weiteres Jahrzehnt
zurückgehen. Zum Vertrag von Maastricht, der im Februar 1992
geschlossen wurde. Er sollte den Durchbruch für die europäische
Integration markieren. Und der schon dort fixierte Euro sollte das
Zusammenwachsen für jeden EU-Bürger gewissermaßen in der Brieftasche
greifbar machen. Für die geplante Wirtschafts- und Währungsunion
wurden zwei zentrale Kriterien verabredet: Kein Land sollte gemessen
an seiner Wirtschaftsleistung mehr als drei Prozent neue Schulden
aufnehmen dürfen. Und der gesamte Schuldenstand sollte bei unter 60
Prozent der in einem Jahr produzierten Waren und Dienstleistungen
liegen. Doch die politische Euphorie war stärker als alle
fiskalischen Spielregeln. So hebelte ausgerechnet Deutschland unter
der rot-grünen Bundesregierung den Maastrichter Stabilitätspakt aus,
indem es sich zu Beginn des neuen Jahrtausends einem Defizitverfahren
erfolgreich widersetzte. Die Folgen dieser selbstherrlichen
Verweigerung lassen sich heute an Staaten wie Griechenland oder
Italien studieren. Wenn sich die größte Volkswirtschaft im EU-Raum an
den Euro-Kriterien vorbeischummelt, warum sollten sie dann in Athen
oder Rom ernst genommen werden? So wuchsen die Staatsschulden in der
Europäischen Union ungehemmt weiter. Das ging so lange gut, bis den
Märkten dämmerte, dass nicht nur Banken, sondern auch ganze Staaten
zahlungsunfähig werden könnten. Seitdem hangeln sich die europäischen
Staats- und Regierungschefs von Krisengipfel zu Krisengipfel. Die
Währungsunion ist ein Torso geblieben, weil sie nur von politischen
Sonntagsreden flankiert wurde, anstatt von einer politischen Union,
die nationalstaatliches Denken überwindet. Wer die Einheitswährung
nachhaltig will, der muss auch mehr Kompetenzen nach Brüssel
verlagern. Oder die Euro-Zone bricht auseinander. Damit steht die
Gemeinschaftswährung am Scheideweg. Gerade weil Deutschland nicht
unerheblich zur Krise beigetragen hat, muss es eine Vorreiter-Rolle
für dessen Rettung übernehmen. Denn was wäre die Alternative? Ohne
eine Annäherung der Volkswirtschaften wird sich Europa im Zeitalter
der Globalisierung nicht behaupten können. Ohne den Euro würden sich
deutsche Exportgüter schlagartig verteuern. Die Konsequenzen für die
heimische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt wären fatal. Der Euro ist
und bleibt eine gute Idee. Sie muss nur endlich besser gemacht
werden.

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