Die Bundeswehr ist sicher ein Unternehmen der
besonderen Art. Spätestens seit der Abschaffung der Wehrpflicht vor
nunmehr gut eineinhalb Jahren muss sich die Truppe jedoch genauso um
geeignetes Personal auf dem kleiner werdenden Arbeitsmarkt bemühen
wie jede andere Firma in Deutschland. Dafür hat sie allerdings immer
noch sehr schlechte Karten. Das zeigt der jüngste Bericht des
Wehrbeauftragten. Die darin aufgelisteten Mängel sind alles andere
als eine Empfehlung für den Soldatenberuf. Junge, potenzielle
Interessenten, die ihn unter diesem Aspekt lesen, dürften um die
Bundeswehr eher einen großen Bogen machen. Zwar hat sich die Zahl der
internen Beschwerden im Vorjahr weiter verringert. Doch das ist nicht
etwa ein Qualitätsbeweis. Viele Soldaten einschließlich ihrer
Familien stecken gewissermaßen in einem Schwebezustand, was ihnen die
aktuelle Bundeswehrreform wohl bringen wird. Das dicke Ende im
Beschwerde-Reigen könnte also noch kommen. Zweifellos wird auch in
anderen Berufen über mangelnde Kinderbetreuung oder permanente
Überlastung geklagt. Die Analyse des Wehrbeauftragten belegt jedoch,
dass die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der
Bundeswehrreform praktisch keine Rolle spielt. Genau das Gegenteil
wäre aber nötig, soll die Armee zu einem attraktiven Arbeitgeber
werden. Natürlich kosten die entsprechenden Maßnahmen Geld. Das fängt
bei der Einrichtung von Betriebskindergärten an und hört beim
personellen Ersatz für Soldaten in Elternzeit noch lange nicht auf.
Die Bundesregierung indes will offenbar den umgekehrten Weg gehen: Im
Zuge der angepeilten Haushaltssanierung machten jüngst Überlegungen
die Runde, beim Wehretat besonders heftig zu sparen. Offenbar haben
die politischen Planer vergessen, dass eine Berufsarmee, zumal in der
Umstrukturierungsphase, nicht zum Nulltarif zu haben ist. Ansonsten
bleibt die Bundeswehr ein Arbeitgeber im Abseits.
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