Wer den Katalog der Sicherheitsanforderungen 
sieht, nach dem jetzt die 17 deutschen Kernkraftwerke überprüft 
werden sollen, fragt sich: Was hat man eigentlich in den vergangenen 
50 Jahren geprüft? Haben wir auf einem Pulverfass gelebt?  Trotzdem 
ist es gut, dass dieser Stresstest vorgenommen wird. Sofern er 
entschlossen durchgezogen wird, ohne Einflussnahme der 
Energiekonzerne. Denn die Anlagen werden, egal wie die 
Laufzeitdebatte ausgeht, noch viele Jahre laufen. Natürlich hat man 
auch schon bisher auf höchste Sicherheitsstandards geachtet. Aber 
doch viele Gefahren als Restrisiko verniedlicht und mit 
Unwahrscheinlichkeiten weggeredet. Japan hat gezeigt: Das Einzige, 
was absolut unwahrscheinlich ist, ist, dass das Unwahrscheinliche 
niemals eintritt.  Erdbeben plus Tsunami plus Ausfall der 
Notstromaggregate plus Wasserstoffexplosion, so geschah es in 
Fukushima. Auch hierzulande sind viele Kombinationen für einen Gau 
denkbar. Nun müssen sie gedacht werden. Die Techniker können nur 
beschreiben, wo die Lücken in einem solchen Fall sind. Sie können 
auch beschreiben, was nötig ist, um diese Lücken zu stopfen. 
Spätestens wenn der Sicherheitsbericht Mitte Mai vorliegt, aber 
beginnt die politische Diskussion. Wie viel ist uns – und auch den 
Energiekonzernen – die notwendige Nachrüstung wert, zum Beispiel 
gegen Flugzeugabstürze und Terrorattacken? Wie viel Restrisiko sind 
wir bereit wie lange zu tragen? Wo ist der Grenznutzen der Atomkraft 
für unsere Gesellschaft? Es sind die alten Fragen, die nach Fukushima
nun neu beantwortet werden müssen – und das nicht nur von Technikern.
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