Die Hochschul-Debatte in der Lausitz ist neu
eröffnet. Proteste und heftige Diskussionen haben dazu geführt.
Ministerin Sabine Kunst scheut sich zwar davor, die Frage, ob die
Einheits-Uni vom Tisch ist, mit einem klaren „Ja“ zu beantworten.
Aber sie kommt zumindest nicht um ein diskussionswürdiges „Jein“
herum. Ein Erfolg? Ja, und zwar aus mehreren Gründen. Die
Überrumpelungstaktik der Ministerin, ohne Abstimmung mit den
Beteiligten das Ziel vorzugeben, führte in die Sackgasse, weil sie
sich nicht ausreichend mit guten Argumenten eingedeckt hatte. Ihr
Verweis auf das Gutachten der Lausitz-Kommission wirkte der
Zielstellung sogar entgegen, weil eben diese Kommission zu einem ganz
anderen Schluss kam: Kooperation statt Einheit. Laszlo Földesi,
Sprecher des Studierendenrates der BTU Cottbus, beschrieb während der
denkwürdigen Podiumsdiskussion am Dienstagabend das Defizit mit einem
Vergleich: Wenn ich die Absicht habe, in der Klausur eine Eins zu
schreiben, mich aber erst nach der Klausur hinsetze, um zu lernen,
komme ich nicht weit. Das ist die erste Lehre, die Lausitzer
Studenten vor allem Potsdam ins Stammbuch schreiben. Dennoch gibt es
trotz mangelhafter Faktenlage eine Reihe von guten Argumenten sowohl
aus Cottbus als auch aus Senftenberg, die für oder gegen eine
einheitliche Hochschule sprechen. Theoretisch denkbar wäre sogar,
dass eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus den Lausitzer Hochschulen
heraus genau zu diesem Ergebnis kommt. Doch muss ein solches Team
erst einmal gegründet werden und machen. Die studentischen Vertreter
beider Hochschulen haben sich angeboten, mitzuarbeiten. Sie verlangen
nicht wenig: Schluss mit schönen Worten, Fakten auf den Tisch, Ärmel
hoch und loslegen. Das ist die zweite Lehre, die Studenten
vornehmlich den nicht immer so kooperationsfreudigen
Hochschulpräsidenten ins Stammbuch schreiben. Die dritte Lehre ist
die schönste. Eine einfache Botschaft: Das Leben in der Lausitz ist
lebenswert, aber nur dann, wenn die Lausitz ihre Geschicke selbst in
die Hand nimmt. Sollte die von Ministerin Kunst ungewollt entfachte
Hochschuldebatte so etwas wie eine Initialzündung gewesen sein für
eine Region, die dringend aufwachen und nicht nur Probleme im
Hochschulwesen lösen muss, dann gebührt ihr höchste Anerkennung. Die
Lausitz braucht dringend frischen Wind. Und dass Lausitzer Studenten
die erste frische Brise entfachen, fühlt sich sehr jung und gesund
an.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Weitere Informationen unter:
http://