Die wirtschaftliche und soziale Lage in Europa ist
alles andere als rosig. Nach der aktuellen Bestandsaufnahme der EU
hat die Massenarbeitslosigkeit sämtliche Rekorde gebrochen, gehen die
Einkommen auf breiter Front zurück, wird die Kluft zwischen Arm und
Reich größer. Nur Deutschland scheint – gemessen daran – eine Insel
der Glückseligen zu sein. Denn zumindest bei den Arbeitslosenzahlen
und den Löhnen ermittelten die Statistiker glatt einen gegenläufigen
Trend. Doch das Glück trägt auch trügerische Züge. Ein derart krasses
Auseinanderdriften, eine Spaltung zwischen Nord und Süd, hält Europa
nämlich nicht auf Dauer aus. Allen Unkenrufen zum Trotz hat
Deutschland bislang sogar von der Krise profitiert. Die Zinsen für
deutsche Staatsschulden sind historisch niedrig. Junge, qualifizierte
Menschen aus Problemstaaten wie Spanien und Portugal zieht es
mittlerweile nach Frankfurt oder Stuttgart, weil die Aussicht auf
einen ordentlichen Job stärker wiegt als die bislang immer angeführte
Sprachbarriere. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Deutschland
eine Export-Nation ist und mehr als die Hälfte seiner Ausfuhren mit
dem europäischen Raum abwickelt, kann diese Entwicklung aber nicht
ewig so weitergehen. Denn wer soll die deutschen Waren dort kaufen,
wenn die Kaufkraft breiter Bevölkerungsschichten ins Bodenlose sinkt?
Die Absatzmärkte in Asien und anderswo sind langfristig dafür nur
bedingt ein Ersatz. Es gibt deshalb keinen Grund, sich in Berlin
zufrieden zurückzulehnen. Die Bundesregierung muss viel
entschlossener als bisher mithelfen, die Wachstumskräfte auf dem
gesamten europäischen Kontinent zu stimulieren. Ansonsten bleibt das
deutsche Glück nämlich nur geborgt.
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