Die Pferde müssen saufen, sagte einst Karl
Schiller, Wirtschaftsminister der SPD, und erfand die ersten
Konjunkturprogramme der Nachkriegszeit. Es ist umstritten, ob sie
etwas gebracht haben. Nicht umstritten ist, dass damit die
Staatsverschuldung begann. Heute liegt Deutschland bei zwei Billionen
Euro im Minus. Die Pferde müssen saufen, sagt auch die EZB und
gewährt nun den Banken einen Leitzins auf dem niedrigsten Niveau, das
es je gab. 0,5 Prozent. Es ist der vorläufige Höhepunkt ihrer Politik
des billigen Geldes – die auch eine Politik des Inflationsrisikos
ist. Die EZB flutet gleich den ganzen Stall. Sehr zur Freude der
Südeuropäer. Sie können ihre Krisenfolgen abmildern – aber ist
fehlendes Geld dort das Problem oder sind es nicht viel eher marode
Strukturen von Staat, Wirtschaft und Finanzsektor? Wird das nicht
alles wieder versickern – oder gleich bei den dortigen Banken hängen
bleiben? Für die Vermögenden im Norden Europas wiederum wird es bei
so niedrigen Zinsen noch unattraktiver, ihr Geld zu Hause anzulegen.
Die Überseeoase wirkt jetzt noch schöner. Wer nicht ausweichen kann –
die Riestersparer, die Lebensversicherten – der verliert seinen
Besitz mit der Inflation jeden Tag ein bisschen. Der zahlt für die
Krise. Für echtes, nachhaltiges Wachstum braucht Europa derzeit nicht
noch billigeres Geld, sondern gute Regierungsführung,
Leistungsorientierung der Eliten wie der Bevölkerung, ehrgeizige
Ziele, sparsame Haushalte. Manchmal müssen die Pferde auch einfach
nur mal laufen.
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