Brandenburgs Ministerpräsident hat wieder einmal
zugeschlagen. Rechtzeitig vor der 20. Wiederkehr der staatlichen
Vereinigung muss er noch einmal über die „westdeutsche Haltung des
Jahres 1990″ den Stab brechen. Er beklagt die „gnadenlose
Deindustrialisierung Ostdeutschlands“. Damit mag er so manchem Wähler
in Brandenburg nach dem Mund reden. Was er allerdings ansonsten
anrichtet, scheint dem Potsdamer inzwischen völlig gleichgültig zu
sein. Er, der bei passender Gelegenheit immer wieder Respekt fordert,
belegt andere Menschen mit wenig schmeichelhaften Attributen. Er
verwendet nazibesetzte Begriffe wie „Anschlusshaltung“ und meint, es
habe „selbst die kleinste symbolische Geste gen Osten“ gefehlt.
Darüber, wie derartige Äußerungen auf den durchschnittlich
interessierten westdeutschen Steuerzahler wirken mögen, macht sich
Platzeck offensichtlich schon lange keine Gedanken mehr. Er zieht
sein Ding in Potsdam durch, wohl wissend, dass die gewaltigen
Geldflüsse aus dem Westen in seiner Amtszeit nicht versiegen werden.
Als er des Machterhalts willen eine rot-rote Koalition einging,
musste daraus gleich ein historisches Versöhnungswerk werden. Also
orientierte er sich bei seinem Bündnis mit ein paar etwas älter
gewordenen Perspektivkadern der DDR gleich weltgeschichtlich am
Umgang mit der Völkermordgeneration der NS-Zeit – als ob die PDS mit
der SS gleichzusetzen wäre. Und jetzt, da Potsdam gerade noch halb
so viele Arbeitslose wie westdeutsche Großstädte hat und von stetigem
Zuzug gesegnet ist, spielt er den beleidigten Verlierer. Brandenburg
erweist er damit einen schlechten Dienst.
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