Lausitzer Rundschau: Der falsche Adressat Zu den Krawallen bei der EZB-Eröffnung in Frankfurt am Main

Zerbrochene Scheiben, brennende Autos,
steinewerfende Chaoten – die erschreckenden Bilder aus Frankfurt am
Main erinnerten am Mittwoch an bürgerkriegsähnliche Szenen, die die
Bundesbürger sonst nur aus dem Ausland kennen. Für die
Blockupy-Bewegung ist die Europäische Zentralbank zum Hassobjekt
geworden, weil sie doch für die Sparpolitik und das Elend in den
südeuropäischen Ländern verantwortlich zeichne, so die Begründung.
Was für ein Unsinn! Die Europäische Zentralbank flutet den alten
Kontinent wie keine andere Institution mit Geld, damit die Zinsen
niedrig bleiben und sich europäische Krisenländer auf diese Weise
über Wasser halten können. Sie sorgt dafür, dass es in Griechenland
bislang noch keinen finanziellen Crash gegeben hat und damit auch der
europäische Zusammenhalt gewahrt bleibt. Kurzum, die Europäische
Zentralbank ist definitiv der falsche Adressat von
Blockupy-Protesten. Das ist ungefähr so, als würden Demonstranten vor
dem Bundesarbeitsministerium ihrem Zorn gegen Lohndumping Luft
machen, obwohl die zuständige Ressortchefin Andrea Nahles gerade erst
den Mindestlohn eingeführt hat. Auch das würde nicht unbedingt von
einer größeren Sachkenntnis der Protestierer zeugen. Dabei kann man
sehr wohl über die Rettungspolitik der Europäischen Union gegenüber
Griechenland diskutieren. Nicht alle Maßnahmen, die die Troika
verfügte, waren unbedingt hilfreich. Mit den Randalen in Frankfurt
hat Blockupy diesem Anliegen jedoch schweren Schaden zugefügt.
Genauso wie die Tsipras-Regierung ihrem Anliegen mit halbstarken
Sprüchen und Gesten schadet. Diskutiert wird dann nur noch über
Stinkefinger und Krawalle.

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